Hahnenkämpfe & Käferrevolte | Wetten, dass in Thailand auch gewettet wird?
Glücksspiele sind in Thailand verboten. Echt jetzt? Die Thais lieben es zu spielen und zu wetten! Genau wie die Amerikaner in den Zwanzigerjahren während der Alkoholprohibition (zum Glück ist Schluss, mit dem Teufelsgesetzt!) leidenschaftlich an der Flasche hingen, lieben die Thais ihre Glücksspiele. Dabei beschränken sie sich nicht nur auf die staatliche Lotterie und die staatlich kontrollierten Pferderennen. Die Möglichkeiten, die Familienkasse zu verzocken, sind mannigfaltig und zahlreich.
Im Graubereich der strengen Gesetze
Wer sich ein wenig mit den thailändischen Gepflogenheiten auskennt, weiß, dass klare Ansagen und logisch nachvollziehbare Kausalketten keinen hohen Stellenwert genießen. Das thailändische Leben fließt geschmeidig dahin, wie ein Gebirgsbach auf seinem steinigen Untergrund. Es nimmt den Weg des geringsten Widerstandes. Unannehmlichkeiten sowie als störend empfundene Gesetze werden lässig umschifft. Der Vorteil ist, dass die Macher dieser Gesetze auch Thais sind, somit bieten die Gesetze in der Regel genügend Interpretationsmöglichkeiten, um nicht allzu einschränkend daherzukommen. Kurz: Glücksspiele sind in Thailand seit 1935 verboten. Strenge Geld- und Gefängnisstrafen sind bei Zuwiderhandlungen zu befürchten.
Natürlich gibt es Ausnahmen, zum Beispiel die erwähnte Staatslotterie und die staatlichen Pferderennen. Darüber hinaus drückt man bei Wettbewerben mit traditionellen Wurzeln gern ein Auge zu. Mehr noch, in letzter Zeit wird sogar versucht, diese Jahrtausende alten Wettkämpfe hier und da zu fördern, um den Tourismus mit weiteren Attraktionen anzuheizen. Drei skurrile Tierwettbewerbe, die Hahnenkämpfe, die Käferkämpfe und Fischkämpfe, schauen wir uns jetzt einmal näher an.
Hahnenkämpfe | zwei Gladiatoren in der Hühnerarena
Hahnenkämpfe sind auch in Thailand beliebte, traditionelle Formen des Zeitvertreibs. In größeren Städten gibt es lizenzierte und streng kontrollierte Arenen. Doch die meisten Kampfstätten befinden sich auf dem Land, versteckt und doch offensichtlich. Oft markieren zwei Hähne, rechts und links des Eingangs, diese recht brutalen Begegnungen. Weitere Hinweise sind Ansammlungen von Hahnenkörben im Hof. Hier wird zumindest mit Kampfhähnen gehandelt. Und was für Preise die besten erzielen, das ist unglaublich! Ein exzellenter Kampfhahn wechselt schon mal für eine Million Baht den Besitzer (rund 28.000 Euro)! Schnell wird klar, Hahnenkämpfe sind eine ernstzunehmende Angelegenheit. Einige werden damit reich, andere verlieren Haus und Hof. Der bei Wettspielen übliche Mix aus Spaß, Sucht und Gier findet sich auch hier.
Beim Hahnenkampf selbst fühlt man sich an einen Boxkampf erinnert. Zwei Hähne befinden sich mit ihren Trainern in der Kampfarena. Eine Runde dauert 20 Minuten, danach werden die Hähne erfrischt, aufgestachelt und weiter geht's. Scharfe Klingen an den Sporen, Schmerzmittel und Anabolika sind natürlich strengstens verboten!
Käferkämpfe
Zugegeben, sie sehen ganz schön kämpferisch aus, diese Nashornkäfer. Doch ob es ihre Bestimmung ist, auf einem Stück Holz gegeneinander zu kämpfen, ist zumindest fraglich. Immerhin kämpfen sie nicht bis zum Tode, sondern nur bis einer vom Stock fällt oder wegläuft. Für große, aggressive Käfer zahlen die Liebhaber auf dem Markt Preise zwischen drei bis dreihundert Euro. Bei den Kämpfen werden unter der Hand, also in diesem besagten Graubereich, zum Teil unerhörte Summen auf die Käfer gesetzt.
In der Käfer-Paarungszeit suchen die Profis besonders starke, imposante Nashornkäfer (Xylotrupes Gideon, Malaeng Kwang) in den Nordthailändischen Wäldern. Zum Kampfzubehör gehören bunte Käferleinen, Kampfhölzer, Zuckerrohr (als Nahrung) und Holzquirle (zum Anstacheln). Das Kampfholz aus Bambus ist innen hohl. Dahinein wird beim Kampf ein Weibchen gestopft, damit die Nashornkäfer auf dem Holz durch den Geruch einen triftigen Grund haben aufeinander loszugehen. Die Rundenzeiten sind nicht einheitlich festgelegt. Die wichtigen Nashornkäfer-Kämpfe werden sogar im Fernsehen übertragen und die Anbieter der Sportwetten verdienen sich derweil eine goldene Nase.
Fischkämpfe
Fische, die gegeneinander kämpfen, echt jetzt? Tja, man glaubt es kaum, aber auch die Fischkämpfe haben eine lange Tradition. Die Kämpfer sind sogenannten Betta-Fische (Betta splendens), siamesische Kampffische. Hübsch sehen sie aus, mit ihren langen schleierartigen Flossen und Schwänzen. Es gibt sie in vielen Farben und bei Aquarium Besitzern sind die recht anspruchslosen, lebhaften Gesellen sehr beliebt.
Die dunkelsten sollen am aggressivsten sein. Somit sind sie perfekt für den Fischkampf geeignet. Die Kämpfe finden in kleinen, durchsichtigen, rechteckigen Behältern statt. Zwei männliche Fische werden eingesetzt. Dann geht es sofort zur Sache, denn diese Fische haben ein ausgeprägtes Revierverhalten. Verloren hat der Fisch, der zuerst erschöpft zu Boden sinkt. Das kann auch mal länger als vier Stunden dauern. Mit großen Augen starren Besitzer und Spieler gebannt durch das Glas auf ihre Kandidaten. Jede positive Wendung im Kampf wird lautstark bejubelt und kommentiert.
Gibt es sowas wie ein Fazit?
Tierquälerei? Das würden die Thais weit von sich weisen. Schließlich entspricht das Kämpfen ja nur der Natur dieser männlichen Käfer, Fische und Hähne. So lautet jedenfalls meistens die unbekümmerte Antwort. Von den schädlichen Nebenwirkungen, die das für viele der männlichen Spieler und vor allem ihren Familien haben kann, will man schon gar nichts hören. Als Reisender sitzt man bei Spielen mit Wetteinsätzen am sichersten auf den Zuschauerplätzen. Lieber nicht mit den Thais in den Graubereich der Wettspiele abtauchen. Einfach, weil es nicht dasselbe ist, wenn zwei dasselbe tun. Drum lieber bei den offiziell erlaubten Spiele-Veranstaltungen bleiben und sich auch das Online-Wetten verkneifen, bis man wieder zu Hause ist. Apropos Spiele: Schon bald wird es in den drei Hauptdestinationen Bangkok, Phuket und Chiang Mai, staatlich kontrollierte Spielcasinos geben. Die Einnahmen daraus sollen dann in das thailändische Gesundheits- und Bildungssystem fließen, so der Plan.
Weiterführende interne Links:
Wer hat hier und heute geschrieben?
Kommentar schreiben