Pulverschmauch, Blut und Schüsse - die Eskalation im Vorort setzte den Rothemdenaktionen ein vorläufiges Ende. Tourismus weiterhin unbetroffen von den Gewalthandlungen der Gegenprotestler
In der Nacht zum Adventssonntag überschlugen sich die Ereignisse an den Orten des Geschehens in Bangkok. Es gab einen toten Studenten zu beklagen und es wurden auch auf andere Studenten Schüsse abgefeuert und junge Menschen verwundet. Die Tathergänge sind nur undeutlich entwirrbar. Fest steht, dass es bei den Opfern um Studenten der Universität handelt, auf deren Campus in einem Großstadion die Rothemden aus dem Lande sich versammeln. Hier landen die Busse aus den Provinzen den angeheuerten Menschenmob ab, der schon in 2010 in Bangkok bei den damals sehr gewalttätigen und blutigen Unruhen federführend war. Diese zentrale Stelle wurde für die regierungsfreundlichen Rothemden reserviert. Das bekannte Rajamangala Stadion ist im Stadtteil Bang Kapi, recht weit weg von den durch die Bürgerbewegung der Gelbhemden besetzten Ministerien und Institutionen.
Die Studentenschaft der großen Ramkhamhaeng Universität ist gar nicht von der Präsenz der Rothemden in ihrem Sportstadion begeistert, fast geschlossen steht die gebildete Bevölkerung hinter den Vorhaben der Gelbhemden. Die Gelbhemden besetzten friedlich und ohne Gewalt anzuwenden in der vergangenen Woche ein wichtiges Ministerium nach dem anderen. Sie legten zeitweise auch die Stromversorgung der Kommunikationsanbieter CAT und TOT lahm und am gestrigen Tage erhöhte sich die Anzahl besetzter Objekte dramatisch. Für dieses Wochenende kündigten die Führer der Regimegegner den endgültigen Sturz der Regierung an. Die jüngere Schwester des aus dem Lande geflohenen Expremiers Thaksin Shinawatra führt derzeit diese Regierung.
Wer gab die Schüsse ab?
Laut der Ortspresse („Bangkok Post“ und „The Nation“) wurden die Schüsse auf die Studenten von so genannten Sicherheitskräften der Rothemden abgegeben. Zumindest waren die oder der Schütze von einer Gruppe dieser Rothemdtruppe direkt umgeben. Der tote Student wurde in den Rücken getroffen und verstarb im nahegelegenen Spital wenig später. Weitere durch Schüsse verletzte werden noch behandelt. Der Studentenvertreter der Uni (stellvertretender Direktor) Apiwat Nakpao bezog sich in Interviews auf eine kleine Gruppe bewaffneter Personen unter den Aggressoren im Stadionbereich, welche auf seine Studenten schossen und den einen davon tödlich verletzten. Die Schüsse fielen in der Nähe des Hintereingangs des Rajamangala Stadions.
Was passiert nun?
Genaueres kann dazu erst später vermeldet werden. Die Rothemden ziehen seit den Morgenstunden aus dem Stadion und der Universität ab. Die über 40.000 Personen werden von der Polizei aus der Stadt auf die Ausfallstraßen in die Provinzen geleitet. Es sieht alles nach einer sich abzeichnenden Deeskalation aus. Die Rothemden scheinen ihren Gegenprotest aufzugeben. Bei den Gelbhemden sieht die Sache anders aus, deren Protest richtet sich gegen die Regierung und Regierungsstellen. Noch ist die Regierung nicht zurückgetreten, mit weniger scheinen sich die aufgebrachten Bürger aber nicht zufrieden zu geben. Erste Stimmen aus dem Regierungslager kündigen zwar den möglichen Rücktritt und zeitnahe Neuwahlen an. Der Shinawatra-Clan hat sich aber noch nicht dazu durchringen können. In der Stadt befinden sich zur Zeit noch viele Regierungsgegner, deren künftige Protestaktionen werden wohl die Regierung weiter in die Knie zwingen. Eine gewaltsame Auflösung dieser Proteste ist nicht zu rechtfertigen. Die „Besatzer“ der Ministerien schickten die dortigen Mitarbeiter bislang nur mit Blumengeschenken in den Zwangsurlaub. Dem betäubenden Lärm Tausender von Trillerpfeifen der Gelbhemden, kann kein Staatbeamter auf die Dauer widerstehen.
Wie betrifft das nun die Touristen in Thailand?
Das Militär verhält sich weiterhin sehr besonnen und ruhig, selbst die fast zu 100% regierungsfreundliche Polizei (Thaksin Shinawatra war früher Polizist und setzte seine „Buddys“ an die vermeintlichen Schalthebel der Macht), hält sich nach wie vor zurück. Ein bedrohliches Gewaltpotenzial kann derzeit nur auf Rothemdenansammlungen zurückgeführt werden, die Versammlung dieser (Stadion außerhalb der Stadt) ist offensichtlich in der Auflösung begriffen.
In Bangkok spürt ein Tourist kaum etwas davon, alles läuft normal weiter. Verkehrswege und Straßen können durch Menschenansammlungen oder Kundgebungen zeitweilig verstopft sein, lediglich das Regierungsviertel sollte weiträumig gemieden werden.
Autor & Fotograf | Michael Schaller, Gründer von Thailand-Spezialisten.com ©
Die "ganze Geschichte" zu den Bangkok-Unruhen:
- Hintergrundinfos zu den Unruhen in Bangkok
- Aktuelle Proteste in Bangkok - Urlauber sind nicht betroffen
- 09.12.2013 Update - Proteste in Bangkok sind zu Ende
- 02.01.2014 Update - Neue Demonstrationen in Bangkok
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zFPWdwPk (Montag, 29 Juli 2024 16:35)
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