Bangkok | Mittwoch, 29. Januar 2014. 9:00 Uhr Ortszeit
Autor & Fotograf | Michael Schaller
Die Bürgerproteste forderten weitere Opfer unter den Demonstranten. Der Ortspresse sind wegen dem Ausnahmezustand die Hände gebunden und Nachrichtenquellen sind unter staatlicher Beobachtung. Wieder ist eine Leiche aufgefunden worden, dieses Mal im Stadtbereich Chatuchak. Der unbekannte Tote im Straßengraben wurde offensichtlich gefoltert, bevor er durch drei Schüsse in die Brust hingerichtet wurde, wie Narben und Fesselspuren am Leichnam beweisen. Dieses Opfer trug Armbänder und Bekleidung, wie sie unter den Protestlern üblich ist.
Was sonst noch geschah
Ein bewaffneter Polizist tarnte sich gestern als Mopedtaxler und begab sich unter die Demonstranten am Army Club auf der Vibhavadi Rangsit Road. Dort traf sich die provisorische Premierministerin Yingluck Shinawatra mit der vom König bestellten Wahlkommission (EC). Die fünf Mitglieder der Wahlkommission erhofften sich von der zurückgetretenen Regierungschefin einen neuen Wahltermin in mittelfristiger Zukunft. Der von Yingluck angesetzte Wahltermin am kommenden Sonntag wäre zu brisant und würde eine Verschärfung der verhärteten Fronten mit sich bringen und neue Gewaltakte provozieren. Nach dem Meeting verkündeten provisorische Regierungsvertreter, dass es bei dem angesetzten Wahlsonntag am 2. Februar bliebe.
In der vor dem Army Club versammelten Menschenmenge wurden Sicherheitskräfte auf das Treiben des vermeintlichen Mopedtaxlers (er trug eine dieser orangefarbigen Taxiwesten) aufmerksam und wollten ihn näher untersuchen. Der Leibesvisitation entzog sich dieser durch einen aus einer hervorgeholten Schusswaffe abgegebenen Schuss durch den Rücken in den Bauch von einem Sicherheitsmann der Protestler. Die Ortspresse vermeldete hierzu eine Notwehrhandlung. Der Schütze konnte von anderen, aufgebrachten Protestlern entwaffnet und festgesetzt werden, dabei schlugen diese auch heftig auf ihn ein. Sichergestellte Beweise wurden von den Demonstranten von der Polizei zurückgefordert und den Militärs im Army Club übergeben.
Die Aufgaben der Polizei
Die Polizei eines Landes wird allgemeinhin als Schutzmacht der Bürger eines Landes verstanden. In Thailand scheint das nicht zwingend der Fall zu sein. Schon mehrfach wurde Gewalt der hiesigen Polizisten gegen unbewaffnete Protestler und Bürgerrechtler eingesetzt, um die politischen Machthaber bei ihren Vorhaben zu unterstützen. Wer sich mit der jüngsten Thai Geschichte befasst, der ist darüber informiert, dass der im Exil lebende Begründer der populistischen Regierungsform des Landes (Thaksin Shinawatra) seine Laufbahn im Polizeiapparat Thailands began. Enge Verbündete, Freunde und Verwandte des Shinawatra Clans, wurden im Laufe mehrerer Regierungsperioden in polizeiliche Führungspositionen befördert. Von Shinawatra-kritischen Beamten trennte man sich oder beförderte diese systematisch in ferne Provinzen.
Was macht die Nationale Anti-Korruptionsbehörde?
Sie verfolgt Korruptionsverdacht auf allen Ebenen und beleuchtet derzeit Yingluck Shinawatra u.a. wegen der Reisankauf-Politik des Landes. Ganze 308 Parlamentsangehörige (überwiegend von der Shinawatra-Partei), sind ebenfalls im Fadenkreuz der Korruptionsfahnder wegen verfassungskonträrer Gesetzesänderungen. Bereits in der Vergangenheit befand die Anti-Korruptionsbehörde den ehemaligen PM Thaksin Shinawatra in einigen Anklagepunkten für schuldig. Thaksin ist Yinglucks älterer Bruder und entging seiner Haftstrafe durch Landesflucht.
Das betrifft Urlaubsgäste
Um die Sicherheit außerhalb der Protestzonen in Bangkok muss sich ein Thailand-Urlauber keine besonderen Gedanken machen. Wenn es allerdings zu Wahlen am Sonntag kommt, dann ist jedes Wahllokal im Lande ein Gefahrenherd, der umgangen werden sollte. Alle Transportmittel funktionieren fahrplanmäßig und die tägliche Sonnenscheindauer in den Urlaubsregionen garantiert tropisches Warmwetter.
Kommentar schreiben