Geschehnisse am und kurz vor dem Wahltag in Bangkok
Bangkok. Sonntag, 2. Februar 2014. 22:00 Uhr Ortszeit. Die Bürgerproteste eskalierten zunächst am Samstag, als gewaltbereite Regierungsbefürworter sich zu groben Gewaltakten hinreißen ließen. Im Vorort Laksi, unweit des von den protestierenden Bürgern besetzten Verwaltungsgebäudes auf der Chaeng Watthana Road, wurden PKWs angegriffen und auch Schüsse aus Maschinenwaffen auf Menschen abgefeuert. Es kam dabei zu neun, teilweise schwer verletzten Personen. Der Rothemdenführer Wuthipong Kachathamkun aus Pathum Thani, brachte dazu rund 200 regierungsnahe Gegenprotestler nach Laksi, diese positionierten sich mit Eisenstangen und Kuhfüßen bewaffnet vor dem IT Square Laksi entlang der Fahrbahnen. Der im folgenden Video aufgezeichnete Vorfall setzte die Ereignisse in Laksi in Gang:
Der Fahrer des PKWs kam vermutlich vom besetzten Verwaltungsgebäude und wurde den Randalierern angekündigt. Das Taxi, welches den PKW zum stoppen nötigte, wird vom „Ordner“ der Randalierer gleich zu Anfang wieder wegbefohlen. Die danach zu hörenden Detonationen waren riesige Feuerwerkskörper, keine Granaten oder Bomben.
Wer schoss dort auf Menschen?
Eine Gruppe vermummter Täter trug ein Sturmgewehr (vermutlich ein Tavor TAR-21) in einem grün/gelben Reissack und ein weiteres Video zeigt diese Situation. Hier kam es zu den Schussverletzungen.
Die Täter konnten nicht dingfest gemacht werden und entkamen. Von diesem Gewehrtyp erbeuteten Rothemden bei den blutigen Krawallen von 2010 übrigens mehrere Exemplare bei den damaligen Gefechten in der Stadt vom Militär.
Was am Wahltag geschah:
Der gestrige Sonntag war der ausgerufene Wahltag der provisorischen Regierung Yingluck Shinawatras. In etlichen Provinzen des südlichen Landesteils konnte gar nicht gewählt werden, die Wahllokale hatten weder Stimmzettel, noch Kandidaten in den jeweiligen Stimmbezirken gelistet. Knapp 90% der landesweiten Wahllokale hatten geöffnet, allein in der Hauptstadt Bangkok konnte in über 40 Stimmbezirken nicht gewählt werden. Entweder waren die Wahllokale von protestierenden Bürgern besetzt, oder es fehlte an der notwendigen Infrastruktur für den Urnengang. Bis auf kleinere und vereinzelte Handgemenge vor Wahllokalen, blieb es am Wahltag ruhig. Bis zur Schließung der Wahllokale um 15 Uhr wurde kein Grund zu weiterer Besorgnis publik.
Der Wahltag neigt sich seinem Ende entgegen, ist damit die Wahl vorüber?
Nein, noch lange nicht. Die höchsten Gerichte des Landes werden sich nun mit der Legalität der Wahl auseinandersetzen müssen. Ein beschlußfähiges Parlament kann frühestens nach noch festzulegenden Nachwahlen entstehen. Die Wahlkommission wird noch drei Wochen lang Stimmen zählen, dabei ist die stärkste Oppositionspartei (die Demokraten) erst gar nicht angetreten. Der Wahlsieger steht zwar demnach fest, aber die Populisten unter Yingluck Shinawatra kännen sich nicht wirklich darüber freuen. Ihr „Pheu Thai“ Lager hat bisher auch noch keine Jubelmeldungen herumposaunt. Da kommt eine Flut von Korruptionsprozessen und Verfassungsbeschwerden auf die provisorische Regierungspartei zu.
Dann ist aber sonst alles in Ordnung?
Nein, die Reisfarmer warten auf überfällige Bezahlungen und fingen soeben schon mit den ersten Straßenblockaden an. Die Regierung köderte deren Stimmen mit Ankaufspreisgarantien über dem Weltmarktniveau der Reis-Verkaufspreise. Das Land sitzt auf Bergen subventionierter Reisernten aus mehreren Jahren, welche zusehends verderben. Es gibt noch weiteren Zündstoff mit gewisser Brisanz, man wird aber die Entwicklungen abwarten müssen und kann nur das Beste hoffen.
Autor | Frank P. Schneidewind & Fotograf Michael Schaller ©
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