Zwischen Abzocke, Fremdschämen und Vergnügen | Frau Farang schaut sich mal um, in den thailändischen Bars
Autorin Melanie Meiers & Fotograf Michael Schaller, Gründer von Thailand-Spezialisten.com ©
Go-Go-Bars, Karaoke-Bars, Drinks und leichte Mädchen. Genau, wir sind in Thailand, mittendrin! Dort, wo engelsgleiche, exotische Wesen himmlischen Liebe verkaufen; wo jeder ungestraft lauthals, schief und schamlos in ein Mikro wimmern darf.
Eigentlich eine klare Sache, weltweit. Man will den Rausch und zahlt für den Alkohol. Mann will Befriedigung und zahlt für die Liebe (Frau manchmal auch, ist aber nicht wirklich so häufig). Es könnte ja alles so einfach sein, oder? Ist es aber oft nicht. Wollen wir das das wirklich alles so genau wissen? Klar wollen wir! Wie Frauen eben immer alles wissen wollen. Neugierig sind wir und darum auch oft klug. Also hinein ins Getümmel, was kann uns schon passieren?
Doch bevor wir uns ins Vergnügen stürzen, sei ein wenig Theorie erlaubt. Glaubt mir, mit etwas Know-how vorab, kann es sogar ganz unterhaltsam werden.
Kurzer Überblick:
Vom Norden bis in den Süden Thailands ist die Barszene gleichermaßen aufgeteilt. Bars und Barviertel gibt es in unterschiedlichen Kategorien. Gut, wer da den Unterschied kennt.
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Stark sein, Frauen!
Besuchen wir die, mal mehr, mal weniger angesagten Bars und Clubs in den einschlägigen Vierteln der großen Städte und Strände. Hier gibt es, mit variierenden Schwerpunkten und Qualitäten, Shows, Barfrauen, Prostituierte und Musik. Man zahlt normale bis etwas höhere Preise. Jeder vergnügt sich auf seine Weise. Auch Frau Farang oder Farang Pärchen werden akzeptiert. Alles ist gut. In Chiang Mai entspräche das unter anderem den Bars in der Loy Khro Road, in Bangkok sind es die Bars der Soi Patpong, des Nana Plaza oder der Soi Cowboy. Was Frau dort in manchen Bars beobachtet, muss sie aushalten. Kann aber auch richtig lustig sein. Mehr dazu, aber anders: Nachtleben in Bangkok - Vergnügungsviertel für den Mann
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Achtung Leute!
Dann gibt es Bars, in denen schamlos abgezockt wird. Erhöhte Preise für Drinks und überraschende Endabrechnungen von mehreren 10.000 THB sind hier keine Seltenheit. Die Polizei ist machtlos, denn die Bars tummeln sich damit in einer rechtlichen Grauzone. Farang Frauen, auch mit Begleitung, sind eher unerwünscht. Dies gilt in Chiang Mai z. B. für einige Karaoke Bars beim Night Bazar (Chan Klan Raod).
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Multikulti, klug und finanziell abgesichert
In den Univierteln der Städte herrscht des Nachts munteres Treiben in den Szene-Bars. Hier geht es in etwa so zu, wie wir es aus Berlin, Hamburg und München kennen. Leicht erhöhte Preise, stylishes Ambiente, coole Musik, ein paar Drogen (ganz diskret, versteht sich). Multikulti, auch im Genderbereich. Hier ist man tolerant, solange bezahlt wird und ein Mindestmaß der Umgangsformen eingehalten wird.
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Aufgewachsen, auf dem Lande
Man findet Bars überall in Thailand. Auch dort, wo keine Städte oder Strände sind. Unzählige. Tagsüber sind sie oft kaum auszumachen. Bei Dunkelheit verraten sie sich durch ihre bunten Glühbirnen und lärmendes Karaoke-Krakele. Hier kann es für Farangs schwierig werden, muss es aber nicht. Alles ist möglich, von wilder "Liebemachen" mit Semiprofessionellen über sinnfreie Gespräche im internationalen Verständigungscode des Alkoranto bis hin zur blutigen Nase. Nach meiner Beobachtung sind dies die groben Einteilungen des sündigen Nachtlebens von Thailand. Man ist gut beraten, sich vor einem Barbesuch bei regional erfahrenen Gleichgesinnten zu informieren.
Mann ist Mann?
Allgemein wimmelt es in allen Vergnügungsvierteln von Suchenden. Auch in Thailand. Hier sind es, allen Vorurteilen gerecht werdend, eben meistens ausländische Männer, Farangs. Die Thais wissen ihr Vergnügen (Sanuk) natürlich auch zu schätzen. Aber sie suchen nicht, sie haben ihre Fronten geklärt, schon lange. Sie kaufen sich ihr Vergnügen: Bums gegen Bares. Sie haben das Recht dazu. Ihre Ehefrauen die Pflichten. Die Thaifrauen sind oftmals die treibenden Kräfte in der Familie und der Gesellschaft. Solange sie sich standesgemäß verhalten, werden sie geehrt. Barmädchen und -frauen werden zwar beg-ehrt, aber gesellschaftlich bis heute nicht anerkannt. Diese Einteilung wird strikt eingehalten. Denn das öffentliche Leben in Thailand ist alles andere als freizügig und aufgeschlossen. Man mag es Doppelmoral nennen, aber wer im Westen sitzt, der sollte da lieber nicht mit Steinen werfen.
Wie gesagt, für die Thais sind die Fronten klar. So trifft man sie meistens trinkend oder grölend in den Bars an. Bereit fürs Vergnügen, wissen sie genau wo, wann und zu welchem Preis sie loslegen können. Wenn sie noch können.
Der handsome, lonesome Farang hingegen, besticht eher durch Unsicherheit oder extreme Coolness. Er flaniert als finanzieller Leckerbissen durch die Barviertel. Er trinkt, sucht, baggert und balzt. Wenn Frau die Gelegenheit hat, unbedingt mal anschauen. Dabei bitte die Tipps der vier Barkategorien beherzigen.
Versuch macht klug: endlich ein Bar Besuch
Bei unserem ersten Besuch einer Bar im Nana-Plaza in Bangkok fielen meine Freundin und ich (Männer getrennt unterwegs!) nicht weiter auf. Wir wurden freundlich bedient und gewöhnten uns schnell daran, für die "Suchenden" Teil einer dunklen Materie zu sein. Wen dies ernsthaft stört, der besucht lieber eine Szene Bar im Univiertel. Hier ist alles möglich. Die meist jüngeren Männer aus aller Welt scheinen wohl zu spüren, dass der größte Teil ihres Lebens noch vor ihnen liegt. Ihr versteht? Sie sind neugierig und jung. Frei von Selbstzweifeln, spürt man den fehlenden Druck des nahenden Endes.
Nachdem uns jeder einmal taxiert hat, haben wir hier die Chance auf einen ungestörten, vergnüglichen Abend. Entstehende Gesprächspausen lassen sich mühelos mit Beobachtungen der Szenerie ausfüllen. Gern würde ich an dieser Stelle einige Beispiele der gehörten Gesprächsfetzen wiedergeben. Aber, wie das eben so ist, was das Gehirn logisch nicht einordnen kann, ist nur schwer zu speichern. Zwischendurch ein paar Laute, die ich halbwegs einordnen konnte:"Hau-ohd-aju?" eventuell eine Frage nach dem Alter. "Ailaik to dlink." Gekicher, Augenaufschlag: "Ju God mään!" Gott antwortet: "Juaa bjutifoll, girlii!" und so weiter ...
Vorsicht ist für uns Frauen in Bars geboten, in denen fast ausschließlich Einheimische verkehren. Sie überwinden spätestens nach einer Flasche Hong Thong ihre letzte Schüchternheit gegenüber Farang Frauen. Versucht man dann, besonders nett zu sein oder gar zu flirten, rutscht man ganz schnell ab in die unterste Gesellschaftsschicht. Mit den dazugehörigen Rechten und Respektansprüchen, klar. Also wenn, dann ist ein Besuch hier nur in Begleitung von Thaifreunden anzuraten. Dann kann es aber ganz lustig werden. Spätestens nach zwei Gläsern Thaiwhisky hört man sich hemmungslos und hingebungsvoll steinalte Oldies ins Mikro schmachten. Angeheizt durch aufmunterndes Klatschen der Einheimischen laufen wir so langsam zur Höchstform auf.
Nicht ganz unter uns
Freut Euch nicht zu früh, liebe Frauen! Zum Beispiel darüber, dass die "normalen" westlichen Mannsbilder in einer Beziehung letztendlich immer noch Wert auf intelligenten Austausch und gleichberechtigten Umgang mit uns legen. Nach nunmehr fünf Jahren hier in Thailand konnte ich nicht wenige dieser Exemplare, einige durchaus auch attraktiv und intelligent, beobachten. Es beginnt mit einem Barbesuch im Urlaub, in etwa nach obigem Schema. Etwas später dann schnurren nicht wenige dieser Umtriebigen als funktionierende ATM-Geldautomaten, zufrieden an der Seite ihrer freigekauften Thaifrauen. Wir werden in diesen Fällen zu begehrten Objekten für einen gelegentlichen, geistreichen Gedankenaustausch in der Muttersprache. Gern werden wir auch als Kummerkasten missbraucht, wenn es mal nicht so rund läuft mit der Süßen. Da sollten wir dann rechtzeitig einen Riegel vorschieben. Wie heißt es so schön? Ohne Bumms, kein Dings.
Halt! Bevor jetzt manch einer entrüstet unten ins Kommentarfeld klickt: "Youuu not! You a good guy! veeeli smalt!"
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