Wozu dient ein Visa-Run? Gibt's diesen Blödsinn noch?
Update 2021 / 2022: Einreiseverfahren zu Corona-Zeiten nach Thailand
Nun, das Thema Visa-Runs Thailand ist ein vielschichtiges, heiß diskutiertes und niemals endendes. Es scheint fast, als hätte jeder dazu eine eigene Meinung oder hätte irgendwo Informationen bekommen, die alle anderen dummerweise nicht haben. Hier streiten sich die Geister und manches Gemüt überhitzt geradezu bei dieser immer gleichen, lästigen Diskussion darum, wie es denn jetzt eigentlich ist mit den Visa-Runs. Da muss es doch eigentlich eine einheitliche Verfahrensweise geben, die für jedermann gleich transparent, verständlich und geltend ist. Versuchen wir also einmal etwas Licht ins gefährliche Dunkel des Halbwissens zu bringen.
Der Visa-Run ist notwendig, wenn man ein bestehendes Visum für Thailand verlängern möchte.
Zur Begrifflichkeit: als Visa-Run bezeichnet man einen kurzen Abstecher über die thailändische Grenze in ein Nachbarland. Ziel ist es, seine Aufenthaltsgenehmigung so schnell und preiswert wie möglich zu verlängern. Dazu bleiben einem zwei Wege: den über Land oder den via Flugzeug. Denn wenn man über Land wieder einreisen möchte, geben einem die Thais nur noch einen Stempel, der zu 15 Tagen Aufenthalt einlädt. Wenn… das erste große Wenn und Aber.
Das gilt nur, wenn man kein gültiges Visum im Reisepass hat, welches sich nur durch eine Aus- und wieder Einreise verlängert. Neben einigen der Non-Immigrant Visa gilt dies besonders für Touristenvisa, die eine mehrmalige Ein- und Ausreise nach oder aus Thailand erlauben. Das sind die sogenannten Tourist-Visa double oder multiple entry (wie und wo man diese bekommt, siehe hier: Visum für Thailand). Hat man ein solches Visum und möchte damit in Thailand bleiben, muss man dieses also durch einen Visa-Run verlängern. Im Prinzip ist das wie eine Mehrfach-Karte für die Bahn, die vom Kontrolleur Fahrt für Fahrt entwertet wird bis sie voll ist – nur dass der Kontrolleur in diesem Fall an der thailändischen Grenze steht und dummerweise nicht an dem Strand, an dem man sich gerade so schön eingerichtet hat.
Die Langzeittouristen in Thailand und der Visa-Run
Jetzt haben sich schon zu allen Zeiten ein paar ganz schlaue bleichgesichtige Backpacker gedacht: das hört sich doch nach einer ganz entspannten und vor allem günstigen Methode an, um quasi unbegrenzt in Thailand Urlaub machen zu können, auch ohne Multiple Entry Visa. Denn bis vor knapp 1.5 Jahren bekam der gemeine Tourist auch ohne dieses Visum an der Grenze einen Stempel für 30 weitere Tage Aufenthalt im schönen siamesischen Königreich. Man setzte sich nur einmal im Monat in einen klimatisierten Kleinbus und ließ sich zur Grenze chauffieren, spazierte einmal aus Thailand raus, ins Nachbarland rein und dann stante pede wieder zurück, ging stempeln und setzte sich wieder in den Kleinbus. Meistens war man dann am Abend schon wieder in der Stammkneipe am Strand. Das hat so mancher sogar über Jahre gemacht, auch wenn es offiziell gar nicht möglich war. Mit ein paar Scheinchen im Pass, die sich der Grenzbeamte einsteckte, ging das aber in der Praxis, wenn auch nicht in der Theorie.
Aber diese Zeiten für glorreiche Touristenhalunken sind seit einiger Zeit endgültig vorbei. (Naja, zumindest vorerst, in Thailand ändert sich so manches Gesetz bezüglich der Visa recht häufig). Erstens gibt es jetzt auf dem Landweg nur noch einen 15 Tage-Stempel, was sich ja schon rein rechnerisch nicht mehr lohnt. Da müsste man ja alle 14 Tage aus der Hängematte aufstehen und natürlich die Fahrt zur Grenze und wieder zurück bezahlen (und unter Umständen den Grenzbeamten, der ein Auge zudrückt). Das macht kein Sinn. Aber selbst wenn das für manche Querdenker noch eine Option gewesen wäre, haben die Thais dem jetzt auch endgültig einen gesetzlichen Riegel vorgeschoben. In der Praxis sieht es jetzt so aus, dass man so einen Visa-Run ein oder zwei Mal machen kann, wenn das Visum abgelaufen ist, öfter aber auch nicht. Oder mit anderen Worten: es ist Schluss mit diesem Ein- und Ausgereise. Wirklich, da sind die Behörden jetzt rigoros. Das gilt übrigens auch für den Weg via Flugzeug. Reist man nämlich mit dem Flugzeug wieder ein, bekommt man zwar nach wie vor einen Stempel für 30 Tage, aber auch das kann man nur ein oder zwei Mal machen.
Also, noch einmal zusammengefasst:
Ein Visa-Run ist notwendig, wenn das bestehende Visum wie manche Non-Immigrant Visa oder Touristen-Visa mit mehrfacher Einreiseerlaubnis durch einen Stempel an der Grenze um eine weitere Periode der Aufenthaltserlaubnis verlängert wird.
Ein Visa-Run ist möglich, wenn das abgelaufene Visum für Thailand nicht mehr verlängert werden kann, man aber noch einmal für 15 Tage seinen Aufenthalt verlängern will. Mit ein bisschen Glück kann man das vielleicht sogar zweimal machen. Aber man sollte sich nicht darauf verlassen. Das liegt auch immer ein wenig im Ermessen des Grenzbeamten, der den Stempel schwingt. Dasselbe gilt für den Visa-Run per Flugzeug.
Fazit zum Visarun
Die Zeiten, in denen man so einfach als Dauertourist in Thailand sein Dasein als monatlicher Pendler zwischen Strand und Grenze via Visa-Run fristete, sind vorerst vorbei. Und es sieht auch nicht so aus, als würde sich das in nächster Zeit wieder ändern – wenn überhaupt jemals wieder. Und sind wir ehrlich: das war schon immer irgendwie ein Schattendasein. Viele haben mit diesem Status auch schwarz in Thailand gearbeitet. Und genau das wollen die Thais mit den neuen Statuten verhindern. Ein Tourist braucht nicht länger als ein halbes Jahr im Land zu bleiben. Und das ist auch ganz legal mit den nötigen Visa möglich. Nur eben nicht mehr als Dauergast im klimatisierten Kleinbus. Und es nützt auch nichts, wenn man schon per Du mit dem Grenzbeamten ist.
© Gast-Autor | Thorsten Schaller
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