Und ganz Laos schämte sich für die Zustände in Vang Vieng
Der National Highway Nummer 13 war für den Tourismus völlig bedeutungslos, einmal abgesehen von seiner Funktion als Verbindungsstraße zwischen der Hauptstadt Vientiane und dem Weltkulturerbe in Luang Prabang. Landschaftlich hat die Gegend um Vang Vieng eigentlich einiges an Sehenswertem zu bieten. Die seltsam anmutenden Karstfelsen beherbergen fantastische Höhlen und bieten eine tolle Kulisse.
Der Nam Song River schlängelt sich hier durch und ist nun einer der Hauptgründe für den boomenden Tourismus der Region. Die Obrigkeit war relativ relaxt, was den privaten Drogenkonsum anging. Lustige Kräuter (Marihuana) und Happy Mushrooms (Pilze mit Halluzinogenen), ergänzten die lokale Küche um Shakes und Speisen mit dem gewissen Kick für eine Randgruppe der Reisenden.
Den aus Thailand vertriebenen Althippies und Low-Budget Backpackern, sagte das in Verbindung mit den spottbilligen Einfachstgästhäusern sehr zu. Hinzu gesellte sich eine abenteuerlustigere Gruppe von meist sehr jungen Menschen aus der ganzen Welt, oftmals sicher erstmalig weg von daheim. Dieses Portfolio an Devisen bringenden Gästen, erschien den Bewohnern der Region zunächst wie ein besonderer Segen.
Touristischer GAU für ein verträumtes Nest - Die Partyjunkies
Dass ein solcher Segen auch Flüche mit sich bringt, war den Leuten aus Vang Vieng nicht von Anfang an klar. Vorbei war es mit der nächtlichen Ruhe in dem verschlafenen Nest und der einsetzende Geldfluß kam nur wenigen, einflußreichen Personen zu gute. Mafiöse Strukturen wuchsen schneller, als das wild wuchernde Unkraut in den umliegenden Dschungeln.
Die Busstation am verfallenen Airstrip fütterte dem Ort wahre Heerscharen an Gästen zu, welche die drei bis vier Stunden von Vientiane oder die sechs bis acht Stunden dauernde Fahrt von Luang Prabang aus nicht scheuten. Schnell waren die warmen Fluten des Nam Song Rivers als gewinnbringende Attraktion für die Touristen entdeckt, um diese auf ausgedienten Kfz.-Schläuchen den Fluss herabtreiben zu lassen. Dieses „Tubing“ genannte Vergnügen, sich zugedröhnt treiben zu lassen und dabei fett abzufeiern, sorgte für einen rasch aufblühenden Wildwuchs von Drogen- und Getränkehändlern am Ufer.
Vang Vieng wurde somit zum Mekka der Spätteens und Twens mit Gelüsten nach andernorts verbotenen Sachen. Hier konnte die väterliche Belohnung für ein bestandenes Abi oder einen Studiengang prima in zügelloses Abfeiern umgesetzt werden.
Entlang des Ufers nisteten sich dann auch Schaukelbetriebe und Volllauf-Stationen ein, dazu kamen noch bungeeähnliche Seilkatapulte und die Abenteuerparties nahmen ihren Lauf. Zahlreiche Tote unter den Touristen durch Verletzungen an scharfkantigen Felsen und durch Ertrinken jedes Jahr, beendeten das Spektakel keineswegs.
Angewidert wendeten die bitterarmen Laoten des Ortes sich in ihrem Zorn an die Regierung, dem Treiben doch ein Ende zu bereiten. Halbnackte und laut gröhlende Provinz-Proleten, bescherten dem Ort in berauschtem Zustand einen Lärmterror bis in die frühen Morgenstunden.
Der Ort selbst befand sich am Ende der Tubingstrecke. Das führte zu der Situation, dass die Party-Backpacker in den kühleren Abendstunden sich (unterwegs abkotzend) torkelnd ihren Gasthäusern näherte. Wer noch nicht voll berauscht war, der konnte im Ort noch Versäumtes nachholen, wenn die aufkeimende Barszene des Ortes zum Nachfassen rief. Alkohol ist übrigens weltweit nirgendwo so billig zu haben, wie in dem bitterarmen Laos.
"Ihr seid hier nicht gern gesehen."
Die Verhältnisse eskalierten noch einige Zeit, bis der Polizeichef der Region sich dem Druck der Regierung beugte. Ganz Laos schämte sich für die Zustände in Vang Vieng und internationale Medien berichteten bereits darüber. Der halbherzige Crackdown der Ordnungshüter sorgte dann für ein Barverbot am Ufer (außer natürlich der eigenen Bar des Polizeichefs und zweien seiner engsten Freunde), einer Lautstärkebegrenzung für Außenbeschallungen, einem Verbot der Schaukeln und Katapulte und einem Bekleidungszwang im Orte selbst.
Die Feiermeute störten die Einschränkungen nur wenig, das berauschte Abspaßen ging jedoch seither mit etwas gebremstem Schaum weiter. Vang Viengs normale Bewohner durften sich weiterhin im Fremdschämen üben. Dem Füllhorn des Tourismus können diese gar nichts abgewinnen. Die generelle Armut dominiert weiterhin das Tagesgeschehen dieser bedauernswerten Leute.
Die jungen Backpacker leisten sich hier auf breiter Front eine Fehlinterpretation des Sachverhaltes und wähnen sich als gerngesehene Gäste.
Wer es sich leisten kann, der schickt seine schulpflichtigen Kinder zur Verwandschaft woanders hin. Das Sodom und Ghomorra der Langnasen, die hier so abdrehen – das ersparen die verantwortungsbewussten Laoten ihren eigenen Sprößlingen nur zu gerne.
Laos ist ein so wunderbar natürliches und unverdorbenes Reiseland. Vang Viengs Spaßtourismus ist nicht kultig, sondern einfach nur beschämend.
Die einfachen Bewohner begeistern sich nicht an in Extase zuckenden Arschgeweih-Trägerinnen im knappen Bikini oder halbnackten Junkies mit mentalen Beeinträchtigungen auf einsehbaren Tanzdielen.
Jeder Funken von Anstand und Respekt vor Land und Leuten, scheint diesem Partyvolk abhanden gekommen zu sein. Das finden wir extrem bedauerlich!
© Autor & Fotograf | Michael Schaller, Gründer von Thailand-Spezialisten.com
Notabene: Auch wenn wir die Thailand-Spezialisten sind - wir bieten seit 1988 individuelle Reisen durch Laos an.
Schreiben Sie uns, wenn es so weit ist.
Kommentar schreiben