Fußball ist für viele Menschen die schönste Nebensache der Welt
Warum sollte es in Thailand anders sein? Obwohl die Ausbildung international erfolgreicher Profis noch in den Startlöchern steckt und die thailändische Nationalmannschaft nicht selten als Verlierer den Platz verlässt, können wir wirklich stolz auf unsere Athleten sein. Vielleicht werden ja schon in naher Zukunft endlich unsere Titelträume wahr.
Fußball ist mehr als ein Ballsport
22 Spieler, 90 Minuten und ein Lederball- wenn auch das Regelwerk mit all seinen Ausnahmeregeln nicht jedem zu hundert Prozent geläufig ist, weiß jeder, der das Wort Fußball hört, worauf es bei der Sportart ankommt. Das Runde muss ins Eckige. Wer sich aber näher mit der Sportart beschäftigt, wird sich schnell bewusst, dass Fußball mehr als bloße Theorie ist. Fußball bedeutet Leidenschaft, Herzblut, Teamgeist und Euphorie.
Der Ballsport findet nicht allein auf dem Rasen statt. Jeder einzelne Fan, der sein Team vor dem Fernseher anfeuert, wird Teil einer großen Gemeinschaft. Noch spürbarer wird das, wenn Sportbegeisterte ihren Club von den Stadionrängen aus bejubeln. Es sind eben diese Fans, die sowohl dem thailändischen als auch dem internationalen Fußball sein Gesicht geben.
Haben Sie schon einmal versucht, sich in einen Spieler hineinzuversetzen, der im Finale um die
Weltmeisterschaft den entscheidenden Elfmeter verwandeln muss? Denken Sie nur einmal daran,
welche Anspannung in diesem Moment auf seinen Schultern lastet. Auf den Zuschauerrängen und vor den Fernsehbildschirmen sehen ihm tausende Menschen zu.
Ja, in diesem Moment ist der Spieler wahrlich nicht allein. Eine ganze Nation teilt mit ihm die Gänsehaut und Aufregung. Fußball verbindet die Menschen. Das ist es, was den Sport so besonders macht. Nicht dem Torschützen allein gebührt die Anerkennung. Selbst der 12. Mann auf der Ersatzbank leistet einen Beitrag, indem er sein Herz an sein Team verschenkt. Gemeinschaft und Zusammenhalt, die uns der Fußball lehrt, sollten wir feiern!
Sternstunden und unvergessene Augenblicke des thailändischen Fußballs
Obwohl Thailand im Fußball zu den Entwicklungsländern gehört, können wir trotzdem mit Stolz auf einige Ereignisse zurückblicken.
Erinnern Sie sich an die erste Olympia Teilnahme unserer Nationalmannschaft im Jahre 1956? Damals verloren wir zwar mit 0:9 gegen die Engländer, trotzdem sollten wir die Qualifikation für Olympia anerkennen.
- 1972 gab es dann den ersten richtigen Erfolg. Unvergesslich war der Gewinn der Bronzemedaille bei den Asienmeisterschaften. Nur ganz knapp- nämlich erst im Elfmeterschießen gegen Südkorea- haben wir das Finale verfehlt.
- In dieser Hinsicht zeigten unsere Frauen 1983, wie es geht. In diesem Jahr gewannen sie die Asienmeisterschaft.
- 2007 hatten wir sogar die große Ehre, die Asienmeisterschaft im eigenen Land auszurichten. Auch wenn wir schon früh aus dem Turnier ausschieden, hat bei diesem Ereignis viele Thailänder das Fußballfieber erfasst.
- Und 2004 trat unser beschauliches Land zum allerersten Mal sogar auf internationaler Ebene an und begrüßte die ganze Welt in seinen Provinzen. Welch ein Spektakel, als wir Gastgeber einer Weltmeisterschaft wurden!
Natürlich kann man diese Historie nicht mit den Erfolgen der großen Fußballnationen vergleichen.
Stolz sind wir trotzdem auf das, was wir bisher erreicht haben. Aus diesem Grund feiern wir unseren Rekordnationalspieler Kiatisuk Senamuang, auch Zico genannt, sowie unseren Top-Torschützen Piyapong Piew-on auch als Helden der Nation.
Wie verändert sich der thailändische Fußball?
Fußball wurde als anerkannte Sportart im Jahre 1897 in Thailand eingeführt. 1952 trat der
thailändische Fußballverband der FIFA bei. Schon Jahre zuvor, nämlich 1935 verfolgten Fans zum
ersten Mal in einem eigenen Stadion, dem Suphachalasai Stadium in Bangkok ein Fußballspiel.
Leider hat die Stadt Bangkok seitdem viele Vereine finanziell an sich gebunden. Aufgrund des
kommerziellen Faktors und der daraus resultierenden Verallgemeinerung der einzelnen Mannschaften
repräsentiert kaum ein Verein eine Region. Richtige Fangemeinden gibt es daher nicht.
Zudem leidet die heimische thailändische Premiere League unter dem hohen Interesse für die
englische Premiere League. Diese Liga ist mit Abstand die beliebteste Spielklasse unter den
thailändischen Fernsehzuschauern. Aber was hat die Premiere League, was wir nicht haben? Ganz klar, Stars, die über den ganzen Erdball bekannt sind. Es wird Zeit, auch unsere Profis ins Rampenlicht zu rücken.
Finden Sie nicht auch?
Haben wir bald Chancen auf einen internationalen Titel?
Das Ligasystem in Thailand gliedert sich in drei Spielklassen:
- die Thailand Provincial League, in der die Amateure gegen das runde Leder treten
- die Thailand Premier League Division 1
- und die Thailand Premiere League Division 2, in denen es zumindest halbwegs professionell zugeht
Selbstverständlich wird in diesen Spielklassen ein jährlicher Meister ermittelt. Aber wie steht es
um den internationalen Erfolg unserer Nationalmannschaft?
Seit 1968 richtet Thailand den Kings Cup aus. Dabei handelt es sich um einen internationalen
Wettbewerb, der durchaus die Chance sein könnte, auf den thailändischen Fußball aufmerksam zu machen. Leider soll der Spielbetrieb in naher Zukunft eingestellt werden.
Aber es gibt Hoffnung. Die Regierung möchte die Jugend nicht nur in Fachwissen bilden, sondern auch sportlich weiter bringen. Bangkok hat zu diesem Zweck die sogenannte Soccer League eingerichtet.
Junge Talente, die eine Schule in Bangkok besuchen, werden hier im Fußball gefördert. Die Trainer, die das Projekt leiten, besitzen allesamt gültige Lizenzen. Jährlich nehmen etwa 500 Jungen aus Thailand aber auch von außerhalb an den Fördermaßnahmen teil. Vielleicht befindet sich unter den Youngsters ja ein neuer Zico, der uns endlich zum internationalen Erfolg dribbelt.
"Auswärtsspiel" in Deutschland
Manch einer schaut etwas neidisch auf den deutschen Fußball. Insbesondere in Betracht des
Verdienstes eines deutschen Fußballstars in Millionenhöhe wird ersichtlich, wie weit das Land dem unseren voraus ist. Manch einer interessiert sich aber einfach für den guten Fußball, den die
Deutschen spielen. In der Tat bringen die Thailänder große Begeisterung für den "Gegner" auf. Aus diesem Grund werden auch sämtliche Spiele des DFB Pokals sowie die Deutsche Bundesliga im thailändischen Fernsehen übertragen. Die WM konnten natürlich auch alle Fußballfans vor dem heimischen Fernseher verfolgen.
Wussten Sie schon, dass sich mit dem Abwehrspieler Manuel Bihr ein deutscher Staatsmann in
unserem Nationalkader befindet? Generell wurde unsere Elf schon häufig von deutschen Trainern gecoacht.
Acht waren es bisher an der Zahl. Der erfolgreichste unter ihnen war sicherlich Günther Glomb,
unter dem es unseren Profis im Jahr 1968 gelang, sich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren.
Der direkte Vergleich fiel Erwartungsweise für die Deutsche Nationalelf aus. Mit einem Endstand von 1:5 haben sich unsere Fußballer aber dennoch gut geschlagen. Die thailändische Frauen
Nationalmannschaft musste mit einem 0:4 ein ähnliches Ergebnis hinnehmen.
Diese beiden Begegnungen waren bisher die einzigen Aufeinandertreffen auf den Gegner aus
Deutschland.
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