Heimat des Löwen-Buddhas in Chiang Mai
Autorin | Annika Hasselkamp
Wat Phra Singh ist ein königlicher Tempel erster Klasse und beherbergt eine der wohl wichtigsten und geheimnisvollsten Buddha Statuen in ganz Thailand, den Phra Phuttha Sihingh oder auch Löwen-Buddha.
Der Tempel ist bei den Einheimischen, die zum Beten und Meditieren kommen, genauso beliebt wie bei ausländischen Touristen. Das liegt zum einen an seiner exponierten Lage in der Altstadt von Chiang Mai und zum anderen an der Phra Singh Statue und der eindrucksvollen Architektur aus der Lan Na Periode, die für ihre kunstvollen Blattgoldverzierungen und geschwungenen Giebel bekannt ist.
Die Geschichte des Tempels
Der Tempel wurde im Jahr 1345 von König Pha Yu gegründet, der hier einen Chedi errichten ließ, um die Asche seines Vaters König Kham Fu in allen Ehren beizusetzen. Nur wenige Jahre darauf wurden diverse Gebäude sowie ein Wihan hinzugefügt und die Tempelanlage erhielt den Namen Wat Liachiang. 1368 kam der Tempel dann zu seinem heutigen Namen, nachdem die legendäre Phra Singh Statue hier ausgestellt wurde.
Doch mit dem Einfall und der Besetzung durch die Burmesen im 18. Jahrhundert geriet der Tempel in Vergessenheit und wurde nicht mehr genutzt, bis 1782 König Kawila die Herrschaft über Chiang Mai übernahm. Er ließ die Tempelanlage zwar wieder in altem Glanz erstrahlen, aber erst im Jahr 1925 wurden umfassende Renovierungsarbeiten an der Anlage aufgenommen. Hierbei wurden auch drei Urnen gefunden, von denen man glaubte, dass sie die Asche des Königs Kham Fu enthalten würden – allerdings gingen sie auf mysteriöse Art und Weise kurz nach ihrem Auffinden auch schon wieder verloren. Bis heute weiß niemand, wohin es die drei Urnen verschlagen haben könnte.
Zuletzt wurde die Tempelanlage Anfang 2000 erneut instand gesetzt, wobei man sich dabei hauptsächlich auf einen Neuauftrag des Blattgolds sowie auf die kunstvollen Stuckverzierungen konzentriert hat. Mit einer über 700 Jahre alten Geschichte gehört Wat Phra Singh definitiv zu einem der bedeutendsten Tempel im ganzen Königreich und zieht Jahr für Jahr zahlreiche Thailand Urlauber an.
Die sagenumwobene Statue Phra Phuttha Sihing
Es ist gar nicht bekannt, wo die sagenumwobene Phra Phuttha Sihing Statue ihren Ursprung hat – aber das macht sie nur umso faszinierender. Die Legende besagt, dass sie einer verlorenen Statue aus dem bedeutenden indischen Tempel Mahabodhi in Bodhgaya, dem „Löwen der Shakyas“, ähneln soll. Ob es vielleicht sogar die gleiche Statue ist, konnte nie wirklich ausgeschlossen werden.
Bevor die Phra Phuttha Sihing Statue ihre letzte, finale Ruhestätte in Wat Phra Singh fand, musste sie erst eine turbulente Reise hinter sich bringen: Von Sri Lanka aus soll sie ins heutige
Nakhon Si Thammarat (damals noch Ligor) gebracht worden sein, bevor sie über einen „Zwischenstopp“ in Ayutthaya endlich in Chiang Mai ankam.
Es heißt, die Statue habe zwischenzeitlich einmal den Kopf verloren – im wörtlichen Sinne – sodass der heutige Buddha-Kopf vermutlich nur eine Nachbildung ist.
Doch warum ist denn diese Statue nun so legendär? Das dürfte hauptsächlich an der Geschichte liegen, dass es noch zwei weitere Statuen gibt, die ebenfalls angeblich der Phra Phuttha Sihing sein sollen – einer steht im Nationalmuseum von Bangkok und der andere in Nakhon Si Thammarat. Und natürlich behaupten die jeweiligen Besitzer, dass nur ihre Statue die einzig Wahre sei.
Die ganze Geschichte ist ein schönes Beispiel dafür, wie spirituell die Thailänder sind: Viele Traditionen und Bräuche werden aus Sagen und Legenden geboren – aber das macht es für die Thai nicht weniger wahr! Jedes Jahr zum Songkran-Fest verlässt der Phra Phuttha Sihing seinen angestammten Platz im Lai Kam Wihan und wird unter dem Jubel der Massen durch die Straßen getragen. Traditionell begießen die Thai ihn mit Wasser, um ihm die Ehre zu erweisen und für ein fruchtbares Jahr mit vielen Gaben zu beten.
Die Tempelanlage
Schon das von steinernen Löwen bewachte Eingangstor hinterlässt einen imposanten Eindruck. Die Anlage ist verhältnismäßig klein, sodass man alles innerhalb von knapp 2 Stunden ausführlich erkunden kann. Besonders sehenswert sind natürlich der Wihan Lai Kam mit der Phra Phuttha Sihing Statue, aber auch der Ubosot und der Hor Trai (die Bibliothek) sind wunderschöne Beispiele für die kunstvolle Bauweise aus der Lan Na Periode. Sie sind über und über mit Stuckverzierungen und unglaublich filigranen Holzschnitzereien verziert.
Auch der von Elefanten gestützte Chedi, aus dessen quadratischem Sockel die sanftmütigen grauen Riesen „heraustreten“, ist ein beliebtes Motiv für Fotografen und Besucher.
Wie kommt man zum Wat Phra Singh Tempel?
Der Wat Phra Singh ist durch seine Lage sowohl zu Fuß als auch mit Taxen oder Tuk-Tuks sehr gut zu erreichen. Er befindet sich in der Altstadt westlich vom Zentrum an der Ratcha Damnoen Road, der Hauptstraße Chiang Mais.
Der Eintritt beträgt 20 Baht (weitere Spenden sind allerdings natürlich immer gerne gesehen und äußerst willkommen!) und die Öffnungszeiten sind von morgens früh um 6.00 bis 18.00 Uhr.
Da es sich beim Wat Phra Singh um eine extrem heilige Stätte für die Thai handelt, sollte man auch bitte dementsprechend kleiden. Das bedeutet: Bedeckte Schultern und Knie (im Zweifelsfall würde für die Damen auch ein Tuch über den Schultern reichen). Offenherzige Beachkleidung ist eher unangebracht.
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