Chao Phraya, Mekong und andere bedeutende Flüsse in Thailand, Laos, Vietnam, Myanmar und Kambodscha
Thailand zeigt sich landschaftlich in den unterschiedlichsten Facetten: von den dichten Dschungeln des Nordens über die fruchtbaren Ebenen der Zentralebenen mit den schier endlosen Reisfeldern bis hin zu den tropischen Panoramen des Südens. Und all diese Pracht wird gespeist von den Flüssen Thailands, die das Land von Norden nach Süden hin durchziehen.
Die wichtigsten Flüsse stellen dabei der Chao Phraya – was wörtlich übersetzt soviel wie „Königsfluss“ bedeutet – sowie der Mekong dar. Ganz abgesehen von der wirtschaftlichen Bedeutung, die beide Flüsse innehalten, haben sie sich auch touristisch zu wahren Attraktionen entwickelt, die Jahr für Jahr zahlreiche Besucher anlocken.
Viele Thailand Urlauber glauben übrigens, dass die Wörtchen „Mae Nam“, die man oft auf Karten vor Chao Phraya und Mekong sieht, ein Teil des Namens darstellen, allerdings bedeuten sie nichts anderes als „Fluss“ auf Thai.
Der Chao Phraya | Fluss der Könige
In der Nordregion Thailands, um genau zu sein in der Provinz Nakhon Sawan, fließen die beiden Flüsse Ping und Nam zusammen – und genau hier hat der Mae Nam Chao Phraya seinen Anfang. Von Nakhon Sawan aus fließt er Richtung Süden durch die zentrale thailändische Tiefebene, um nach knapp 370 Kilometern bei Bangkok in den Golf von Thailand zu münden.
Bei Chai Nat teilt sich der Chao Phraya: Sein schmalerer Nebenarm Tha Chin ergießt sich etwa 35 km westlich von Bangkok bei Samut Sakhon in den Golf von Thailand.
Auf seinem Weg passiert der Chao Phraya die ehemalige siamesische Hauptstadt Ayutthaya sowie diverse kleinere Provinzhauptstädte wie Chai Nat, Ang Thong oder Sing Buri, die allesamt ihren ganz eigenen Charme versprühen.
Der Chao Phraya gilt als einer der wichtigsten Flüsse Thailands und das liegt nicht nur an seiner Länge, sondern vor allem auch an den schier unzähligen „Khlongs“, also den Kanälen, die von ihm abgehen, um die Bewässerung der Reisfelder und Obstplantagen zu gewährleisten, die sich fast überall an den Ufern des Flusses finden.
In den letzten Jahren hat sich – neben der wirtschaftlichen Bedeutung, die der Fluss schon immer innehielt – ein weiterer Zweig der Nutzung entwickelt: der Tourismus. Ja, natürlich ist auch der Chao Phraya mit der steigenden Beliebtheit Thailands in den Fokus gerückt.
Heute kann man – hauptsächlich von Bangkok nach Ayutthaya und wieder zurück – wunderschöne Bootsfahrten auf dem Fluss machen. Es sind vor allem die liebevoll restaurierten alten Dschunken und Holzbarken, die, mittlerweile mit komfortablen Kabinen und Klimaanlagen ausgestattet, die mit Kreuzfahrten auf dem Chao Phraya locken und großen Anklang bei Touristen finden.
Die Strecke zwischen Bangkok und Ayutthaya beträgt nur knappe 90 Kilometer, aber auf dem Weg liegen zahlreiche Sehenswürdigkeiten wie lokale Märkte, kleine buddhistische Tempel und traditionelle Dörfer ethnischer Minderheiten wie den Mon. Und selbstverständlich nutzte auch die königliche Familie den Chao Phraya, um von der thailändischen Hauptstadt Bangkok aus zu ihrem Sommerpalast in Ayutthaya zu gelangen. Ein Grund übrigens, warum der Fluss im Englischen auch „River of Kings“ genannt wird.
Auf alten Karten aus dem siamesischen Königreich steht übrigens oft nur Mae Nam für den Chao Phraya, denn er galt früher als die „Mutter aller Flüsse“ und als Ursprung der Fruchtbarkeit von Zentralthailand. Im Laufe der Jahre wurde der Flussverlauf allerdings häufig verändert und begradigt. Sieht man sich die alten Karten an, wird man schnell bemerken, dass sich der Chao Phraya früher durch die Zentralebene schlängelte und so manche Kurve bildete. Durch Kanäle wurden Abkürzungen geschaffen, die schon bald zu einer Veränderung im Flussverlauf führten. Und das waren nur die großen Kanäle! Die Kleinen, die zu Dutzenden, wenn nicht zu Hunderten vom Chao Phraya abzweigen, sind Autobahn, Bewässerungsnetz und vieles mehr. Entlang der Kanäle finden sich sowohl die typisch traditionellen thailändischen Häuser auf Stelzen (um vor Fluten zu schützen) als auch die weltbekannten „Floating Markets“, bei denen man die frischsten Waren direkt vom Boot kaufen kann.
Wer einen wirklich traditionellen Floating Market besuchen möchte, sollte sich allerdings von dem in Bangkok fernhalten, denn der ist mittlerweile vollkommen auf Touristen ausgerichtet und bietet von dem ursprünglichen Charme nur wenig. Doch außerhalb der Hauptstadt finden sich immer noch kleine schwimmende Märkte, auf denen man die traditionell gekleideten Thai-Frauen mit den so typischen Strohhüten finden kann – und sie haben meist das leckerste Thai-Food im Gepäck, also unbedingt probieren und genießen!
In Bangkok hat der Chao Phraya eine extreme Bedeutung: Die Stadt ist mittlerweile so vollgestopft mit Autos, LKWs und Motorrädern, dass sich der Fluss in eine der Hauptverkehrsadern verwandelt hat. Hunderte von Schnellbooten, Fähren und Longtail-Booten befördern jeden Tag Tausende Menschen von A nach B. Dabei hat man die hektischen Schnellboote, die hauptsächlich von einheimischen Pendlern genutzt werden und die sprichwörtlich an jeder Ecke halten, gemütlich daherschippernde Longtails, die hauptsächlich von Touristen frequentiert werden und abends schicke Boote, die mit Candle-Light-Dinner und Livemusik ihre Gäste mit einem Blick auf Bangkok und leckerem Essen verwöhnen.
Im gesamten Chao Phraya-Bassin finden sich 280 verschiedene Fischarten – von denen alleine 108 zur Familie der Karpfenfische zählen. Doch die zunehmende Verschmutzung des Wassers durch Boote und Industrie als auch die absolute Überfischung haben dazu geführt, dass heute viele Arten entweder schon ganz ausgestorben sind, oder aber stark gefährdet sind.
Dazu gehören auch drei der größten Süßwasserfische: der Himantura polylepis (ein Stechrochen), der Pangasius sanitwongsei, der bis zu drei Metern lang werden kann und außer im Chao Phraya noch im Mekong zu finden, ist sowie die Riesenbarbe, auch bekannt als siamesischer Riesenkarpfen.
Der Mekong Fluss | Lebensader Südostasiens
Der Mekong ist mit Recht unter den Top 10 der längsten Flüsse der Welt – auch wenn nicht klar ist, auf welchem Platz genau, denn die Angaben über seine Länge reichen von 4.350 km bis zu 4.909 km. Und auch sein Ursprung konnte bis heute nicht eindeutig geklärt werden, denn das Gebiet, in dem er entspringt, ist extrem schwer zugänglich und noch dazu kommt, dass er aus mehreren Zusammenflüssen entsteht, die nur schwer lokalisiert werden können. Die einen sagen, er entspringt in den chinesischen Jifu-Bergen, andere verorten ihn wiederum am Rupsa-La Pass im östlichen Tibet – und wahrscheinlich liegt die Wahrheit wie so oft irgendwo in der Mitte.
Der Fluss durchzieht sechs Länder und gilt als die Lebensader des gesamten südostasiatischen Kontinents. Kein Wunder, führt er doch durch:
- China
- Myanmar
- Thailand
- Vietnam
- Kambodscha und
- Laos
Auf Thailand trifft der Mekong, dessen Hälfte in China liegt, im berühmt-berüchtigten „Goldenen Dreieck“, dort, wo das Königreich auf Laos und Myanmar trifft. Dies wird gemeinhin auch als der Übergang vom oberen Mekong zum unteren Mekong bezeichnet. Er bildet nun für eine kurze Strecke die Grenze zwischen Thailand und Laos, bevor er einen Schlenker ins laotische Landesinnere macht, um später wieder auf das Königreich zu stoßen. Im Nordosten Thailands, dem sogenannten Isan, bildet der Mekong jetzt auf einer Strecke von knapp 850 Kilometern erneut die Grenze zwischen den beiden Ländern. In seinem weiteren Verlauf durchquert er Laos, bevor er sich südlich nach Kambodscha schlängelt und schließlich in Vietnam zum weltberühmten „Mekong-Delta“ wird, bevor er sich in das Südchinesische Meer ergießt.
Für Thailand hat der Mekong eine große Bedeutung: Zum einen ist er natürlich Verkehrs- und Versorgungsader: die 850 km Grenzfluss sind in bestimmten Abschnitten stark befahren. Auch die Fischerei spielt eine große Rolle, so groß sogar, dass einige Fische, die ausschließlich hier im Mekong vorkamen, mittlerweile ausgestorben sind oder kurz vor der endgültigen Ausrottung stehen.
Doch ein weiterer Faktor spielt eine immer größere Rolle, nicht ausschließlich für den Mekong, sondern für die gesamte Region des Isans, nämlich der Tourismus. Die Landschaft ist atemberaubend: auf der einen Seite der gemächlich dahinfließende Mekong, auf der anderen Seite schroffe Gebirge mit dichtem Waldbewuchs und einer extrem abwechslungsreichen Tierwelt. Und das Beste daran? Viele der Sehenswürdigkeiten sind, im Gegensatz zum mittlerweile gut besuchten Norden Thailands rund um Chiang Mai, noch fast vollkommen Touristen-frei!
Die Strecke von Mukdahan nach Nong Khai verspricht zum Beispiel eine Tour mit einigen sehr interessanten Sehenswürdigkeiten auf dem Weg. Während man eigentlich sagt, dass man die Regenzeit in Thailand für den Urlaub meiden sollte, ist sie hier in der Gegend die schönste Zeit, was die Landschaft angeht. Denn dann blühen hier die Wildblumen, und das ist ein einzigartiges Erlebnis.
Der Phu Sa Dok Bua Nationalpark nicht weit entfernt von der Provinzhauptstadt Mukdahan verspricht schier unendliche Wiesen, auf der die verschiedensten Wildblumen in voller Pracht stehen – ein sehr beliebtes Motiv übrigens bei Naturfotografen.
In Mukdahan selbst sollte man auf jeden Fall den Tower besuchen, der 65 m in die Höhe ragt und einen exzellenten Ausblick auf den Mekong bis rüber nach Savannakhet in Laos bietet. Er wurde zum 50. Jahrestag der Thronbesteigung König Bhumibols errichtet und gilt als die größte erbaute Attraktion in der Gegend (was, wenn man mal ehrlich ist, auch nicht besonders schwierig ist).
Auch Nakhon Phanom liegt direkt am Mekong und gilt als so etwas wie ein Geheimtipp für Urlauber im Isan. Hier finden sich eine Menge kleiner Resorts, die direkt am Ufer des Mekongs liegen und wo man für recht kleines Geld unvergesslich entspannte Abende am Wasser verbringen kann (Mückenschutz nicht vergessen!)
Und einmal im Jahr verwandelt sich der Mekong in Nakhon Phanom in ein wahres Lichtermeer: nämlich, wenn im Oktober das Lai Rua Fai Festival stattfindet (2015: 24 – 28. Oktober). Das Festival beendet die Fastenzeit der Mönche und wird ausgiebig gefeiert. Höhepunkt der Feierlichkeiten ist die Parade von festlich geschmückten und beleuchteten Booten, die den Mekong nachts in allen nur erdenklichen Farben erstrahlen lassen. Die Verzierungen der Boote sind meist von Sagen, Mythen und buddhistischen Bildern geprägt und ein einmaliges Zeugnis der Fingerfertigkeit der Bootsbauer.
Auch tagsüber finden entlang des Mekongs Paraden statt und es herrscht ausgelassene Stimmung. Allerdings ist natürlich das Lai Rua Fai Festival auch eine der Gelegenheiten, zu der es in dem ansonsten eher beschaulichen Nakhon Phanom recht voll werden kann. Es bietet sich also an, Hotels schon frühzeitig zu reservieren – aber selbst, wenn man spontan zum Festival in die Stadt kommt, wird man sicherlich ein Plätzchen zum Schlafen finden!
Und wenn man vom Mekong, Thailand und Laos redet, darf man natürlich Nong Khai nicht vergessen! Von hier aus kann man über die erste Thailändisch-Laotische Freundschaftsbrücke, die 1994 eröffnet wurde, in die 24 km entfernte Hauptstadt Laos, Vientiane, übersetzten.
Doch es gibt noch mehr zu sehen: in Nong Khai steht die „Sunken Pagoda“, die aufgrund von Erosion im Mekong landete. Heute kann man sie nur sehen, wenn der Wasserpegel des Mekong niedrig genug ist – aber dafür wird sie zu dieser Zeit von Mönchen mit bunten Bändern und Flaggen geschmückt. Am Ufer der Mekong wurde mittlerweile eine Replika der Pagode aufgebaut, die man sich trockenen Fußes auch in der Regenzeit ansehen kann.
Der Mekong und sein gesamtes Einzugsgebiet sind ein Paradies für zahlreiche Tierarten: Über 2000 Vogelarten, 830 Säugetiere und über 1.300 verschiedene Fischarten zählen die Gegend rund um und im Mekong zu ihrem Zuhause. Doch gerade die Fische sind durch die Pollution und durch Überfischung gefährdet. Einer der größten Süßwasserfische der Welt, der Mekong-Wels, ist mittlerweile so in Gefahr, dass man ihn nur noch am Tonle Sap See im Kambodscha und seinem Mekong-Zubringer findet, obwohl er früher auch in Thailand und Laos zu finden war.
Doch es gibt auch gute Nachrichten aus dem ökologischen Umfeld des Mekongs zu berichten: In einem Jahr wurden hier mehr als 140 neue Tier- und Pflanzenarten entdeckt, unter anderem so exotische Zeitgenossen wie der Gebirgswels Sucker-Fish oder der Lippenstift-Gecko. Groß angelegte Kampagnen wie durch die WWF, die sich für den Schutz des Mekong-Welses und seiner Freunde starkmachen, gewinnen immer mehr an Bedeutung und zeigen hoffentlich bald eine Wirkung.
Im 2014 vorgestellten „Mysterious Mekong“ Report des WWF wurden mehr als 360 neue Tierarten rund um den Mekong Fluss vorgestellt, unter anderem die Blattnasenfledermaus, deren Nase wie ein gigantischer Blumenkohl aussieht oder eine Krabenspinne ohne Augen
– und da der Mekong auch heute noch zu einem der unerforschtesten Gebiete der Welt zählt, kann man damit rechnen, dass jedes Jahr andere Neuentdeckungen hinzukommen werden – wenn man es denn schafft, ihn vor weiterer Verschmutzung und der unkontrollierten Überfischung zu schützen.
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