Eine Reise zurück ins untouristische Südostasien
© Autor & Fotograf | Michael Schaller, Gründer von Thailand-Spezialisten.com
Das Königreich Kambodscha hat eine sehr bewegte Vergangenheit erlebt. Kriegerische Unruhen, Besatzungen und Besetzungen der Nachbarmächte in recht schneller Folge, ließen der ehemaligen Hochkultur Südostasiens nur wenige, friedliche Verschnaufpausen. Den tiefsten Punkt des Absturzes markierten wohl die berüchtigten „Roten Khmer“ um Pol Pot in der Endphase des vergangenen Jahrtausends. Reisen in dieses Land waren über viele Jahrzehnte gar nicht möglich oder nur mit großen Schwierigkeiten verbunden. Erst die totale Befriedung gegen Ende des letzten Jahrtausends brachte die ersten, oft verwegenen Gesellen mit der Habe im Rucksack nach Kambodscha. Diese berichteten in atemberaubenden Reiseschilderungen von ihren Travelabenteuern im Land der Khmer.
Ohne Straßennetz und Elektrizität war das Reisen im Lande früher etwas beschwerlich
Im benachbarten Thailand gestohlene Mopeds und ausrangierte Militärfahrzeuge, waren neben alten und klapprigen Schrottbussen damals die einzigen Formen von Transportoptionen. Es gab eine sporadisch verkehrende Bahnlinie von der Hauptstadt Phnom Penh bis nach Sihanoukville. Sihanoukville besaß den einzigen schiffbaren Hafen des Landes am Golf und war der zentrale Anlaufpunkt für die wenigen Urlauber. Flugverkehr gab es noch nicht wirklich, denn die wenigen Airfields des Landes waren heftig zerbombt und in einem furchtbaren Zustand. Sihanoukville wurde vom grenznahen Ort Koh Kong (Trat) mit Fährbooten angedient, eine Piste über die Kardamom Mountains war erst in Planung. Die einzige Asphaltstraße des Landes verband den Hafen mit der Hauptstadt und eine faktisch nur mit Allradantrieb oder Ketten befahrbare Piste verband Poipet an der Westgrenze zu Thailand mit Siem Reap (Angkor Wat).
Das Millennium war der Startschuss für Reisende
Umfangreiche Maßnahmen hinsichtlich fehlender Infrastruktur führten nach und nach zu verkürzten Reisezeiten, besseren Reiseoptionen und Unterkünften mit fließendem Wasser auch außerhalb der Regenzeit und elektrischem Strom. Gebotene Unterkünfte und deren Zustände waren einmal ein großes Thema der frühen Traveler. Der Passagierzug verkehrte nun regelmäßig und die Lok musste auch keine leeren Waggons mehr vor sich her schieben, auf welchen das Mitfahren zwar gratis war – aber diese vorrangig der Minen- und Sprengfallenräumung dienten. Straßennetze verästelten sich in jede Himmelsrichtung, bereits in der Mitte des vergangenen Jahrzehnts (um 2005) waren alle wichtigen Orte mit der Hauptstadt oder den Grenzübergängen verknüpft. Die wahre Pracht Kambodschas lag nun zum Greifen nahe für die Touristen.
Herrliche Landschaften, friedfertige Anwohner und touristenfreundliche Preise für Backpacker
Guesthouses ohne Aircon gab es selbst an den Stränden für ein paar US-$. Lustige Kräuter zum Rauchen, Alkohol und Tabak, gab es in Kambodscha zu weltweiten Tiefstpreisen. Die Fleischportionen in den Gerichten wurden mit verbesserter Versorgungslage auch größer und wuchsen sogar in akzeptable Regionen. Die ortsübliche Küche ist sehr schmackhaft, oftmals auch vegetarisch und umfasst ein sehr breites Repertoire zu Kleingeldpreisen. Frühe Backpacker sorgten somit für einen gewissen Bekanntheitsgrad des Landes in der Urlauberszene. Der Luxus von Hotels mit Sternchen, Klimaanlagen und Personentaxis wurde zunehmend ausgebaut und nachgebessert. Khmer gelten als megafreundlich und sie sind stolz auf jeden Besucher des Landes. Zeigen können sie dem Reisewilligen sehr viel Natur pur, von tollen Tafelbergen am Meeresufer (begehbar, über 1.000 m hoch), endlosen Sandstränden, naturbelassenen Waldgebieten mit noch wild lebenden Tigern und Elefanten (Nationalparks) bis hin zu blühenden Städtchen mit ihren Märkten und Warenangeboten. Irgendwie lässt sich hier noch eine Zeitreise realisieren, denn so starteten die Thais in den 70er Jahren mit der touristischen Erschließung ihres Landes.
Wie präsentiert sich Kambodscha heute?
Es empfängt Gäste mit einer für unglaublich gut entwickelten Vielfalt an Unterkunftsoptionen und Transportmöglichkeiten. Flüge nach Phnom Penh oder Siem Reap und Busse bringen täglich eine anwachsende Zahl von Reisenden. Besonders gut entwickelte sich die touristische Infrastruktur im Bereich Angkor Wat (Siem Reap) und in der Hauptstadt sowie in Sihanoukville. Die Seebäder Kampot und Kep sind noch relativ rückständig, auch in Battambang, Stung Treng oder Rattanakiri ist die frühe Pionierphase aber noch im Gange und die aufgerufenen Preise recht gering. Feudalere Restaurants, gute Hotels und tägliche Busverbindungen, sind hier noch eher die Ausnahme, als die Regel. Kambodscha ist zudem erheblich sicherer geworden und besondere Sicherheitsbedenken muss kein Backpacker mehr im Pflichtgepäck haben.
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