In Südostasien herrschen andere Sitten
Um nicht direkt niedergeknüppelt zu werden, hier ein kurzer Leitfaden:
- Streiten Sie nicht mit der thailändischen Polizei. Dies ist nicht Ihre Heimat; hier läuft vieles anders. Allgemein gesagt, sollten Sie nie mit Polizisten streiten oder laut werden. Dies gibt nirgends auf der Welt ein gutes Ende. Nicken Sie, lächeln Sie und tun Sie bitte, was man Ihnen sagt. Später kann man sich dann um die Angelegenheit im klaren Kopf kümmern, aber erstmal heißt es: Begeben Sie sich aus der angespannten Situation.
- Tragen Sie immer eine Fotokopie Ihres Reisepasses bei sich. Rechtlich gesehen, müssten Sie sogar den originalen Reisepass bei sich tragen, aber davon rät die Autorin ab. Wenn der Polizeichef von der Region, wo Sie sich gerade befinden, kein neues Auto braucht, wird auch keine Strafe erhängt, weil Sie nur eine Kopie bei sich führen.
- Versuchen Sie, einen Zeugen für Ihre Interaktion mit einem thailändischen Polizeibeamten zu bekommen, um Ihre Version der Ereignisse zu untermauern. Wenn Sie selbst Auto fahren, besorgen Sie sich unbedingt eine Cam für die Windschutzscheibe. Diese sind in Thailand Tagesordnung.
- Speichern Sie die Telefonnummer der thailändischen Botschaft Ihres Landes in Ihrem Telefon. Wenn Sie von einem Polizisten ungerecht behandelt werden, rufen Sie sofort Ihre Botschaft an.
Oder besser: Verlangen Sie die Touristenpolizei der jeweiligen Region.
- Seien Sie besonders vorsichtig bei der Polizei, die Sie nachts auf der Straße in der Nähe eines von Thailands touristischen Unterhaltungsvierteln anspricht. An diesen Orten treffen Reisende am häufigsten auf gestresste Wachmeister. Korruption ist hier nur das kleinere Übel. Keine Sorge, Sie werden nicht unbedingt niedergeknüppelt, aber mit denen ist nicht gut Kuchen essen.
- Wenn Sie in Thailand ein Fahrzeug fahren, führen Sie einen internationalen Führerschein oder zumindest Ihren Führerschein von zu Hause mit. Rechtlich gesehen, müsste Sie eigentlich einen thailändischen Führerschein besitzen. Diesen können Sie sogar innerhalb 2 Tagen absolvieren, allerdings nicht mit dem 30-Tage Touristenstempel.
Wie ist die thailändische Polizei strukturiert?
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„Die Jungs in Braun“: Diese Beschreibung verwende ich, um mich allgemein auf die uniformierten Beamten zu beziehen, denen ein Tourist auf den Straßen und im öffentlichen
Raum Thailands begegnet. Sie sind keine Detektive, die mit detaillierten Ermittlungen beauftragt sind, sondern alltägliche Beamte, deren Aufgabe es ist, die thailändische Ordnung
aufrechtzuerhalten.
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Touristenpolizei: Thailands wichtigste Touristenziele wie Bangkok, Phuket, Pattaya und Chiang Mai haben spezielle Polizeieinheiten, die ausländischen Reisenden helfen. Sie
bestehen aus thailändischen Offizieren und freiwilligen Expat-Mitarbeitern und vor allem sprechen diese sehr gut Englisch! Unter der Telefonnummer 1155 kann ein ausländischer Tourist
die Anwesenheit der Touristenpolizei anfordern. Diese Beamten sind darauf spezialisiert, Streitigkeiten zwischen Touristen und Thailändern zu schlichten, die sich auf Diebstahl, Betrug,
Verkehrsunfälle oder finanzielle Streitigkeiten beziehen können. Wenn Sie Opfer einer schweren Straftat werden, suchen Sie die nächste Polizeidienststelle auf. Für Angelegenheiten mit
niedrigeren Einsätzen rufen Sie die Telefonleitung der Touristenpolizei an.
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Einwanderungspolizei: Dies sind die Beamten, mit denen Sie konfrontiert werden, wenn Sie Ihren Aufenthalt in Thailand überschreiten oder einen Visabetrug begehen.
Touristen aus den meisten Ländern erhalten bei ihrer Ankunft in Thailand eine 30-tägige VISA-freie Einreise. Wenn Sie darüber hinaus im Land bleiben, ohne eine Visumverlängerung zu
beantragen, müssen Sie sich bei der endgültigen Ausreise aus Thailand bei der Einwanderungspolizei erklären. Sie werden Ihnen automatisch eine Geldstrafe von 15 € für jeden Tag, den Sie
überschritten haben, bis zu einem Höchstbetrag von 500 €r auferlegen. Bestechung ist nicht machbar! Klar, als Spezialistin kenne ich Unternehmen, die Ihnen höchstwahrscheinlich mit Tricks ein
Langzeitvisa besorgen können und einige Vorschriften übergehen. Aber das sollten Sie niemals tun! Denn sobald dieses Unternehmen und der korrupte Beamte hopsgenommen werden, bekommt die
Immigration-Police die Visainhaber und stehen bald vor Ihrer Tür. Ob Sie wissentlich oder unwissentlich ein korruptes Visum ergattern haben, spielt selbsterklärend keine Rolle im
thailändischen Rechtssystem.
- Undercover & Kriminalbeamte: Die Jungs möchten Sie nicht kennenlernen.
Aber in Thailand kann man doch alles und jeden kaufen?
Nichts da. Totaler Unfug. Wo immer Sie das gelesen haben, verlassen Sie diese Website und kommen Sie als treuer Leser zu uns. Klar, Bestechungen sind hier an der Tagesordnung, aber auch
Korruption hat seine Gesetze (und Limits)
Die thailändische Polizei ergänzt ihre bescheidenen Gehälter bekanntlich mit dem, was lokal als „Teegeld“ bekannt ist. Dies bezieht sich hauptsächlich auf kleine Bestechungsgelder, die von
thailändischen Bürgern gezahlt werden, die für Verkehrsverbrechen wie Geschwindigkeitsübertretung oder Motorradfahren ohne Helm erwischt werden, die beide auf thailändischen Straßen weit
verbreitet sind. Anstatt eine offizielle Geldstrafe zu zahlen oder eine strafrechtliche Anklage zu erheben, wird der Autofahrer entlassen, nachdem er ein paar hundert Baht (5 bis 15 €)
ausgehändigt hat, die dem Polizisten direkt in die Tasche fließen.
Dies wird auch unter den Thais und hier lebenden Expats toleriert und stillschweigend gehandhabt.
Kurze und wahre Alltagsgeschichte aus meinem Tagebuch:
- Wir fahren die Strecke von Chiang Mai Richtung Kampang Pet. Auf dem Weg ist eine normale Geschwindigkeitskontrolle mit 10 Beamten im Einsatz. Jeder zweite wird rausgewunken (ob zu schnell gefahren oder nicht, spielt auch nicht wirklich eine Rolle. "You overlimit" – alles klar. Wir raus, zum Ober Wachmeister der wie Don Ciotti an einem selbst gezimmerten Tisch am Straßenrand im Schatten sitzt, stellt und eine Rechnung von 400 THB aus, aber bezahlen müssen wir 500 THB. Fertig. Das war’s und wir können weiter fahren.
Viele westliche Touristen folgen diesem Beispiel, wenn sie von einem thailändischen Polizisten konfrontiert werden. Es ist jedoch nicht ratsam, die thailändische Polizei zu bestechen, insbesondere als Tourist mit einem oberflächlichen Verständnis dafür, wie diese Nation funktioniert. Nur weil Thailänder es tun, heißt das nicht, dass Sie es tun sollten oder sogar erfolgreich sein können.
Bei lokalen kriminellen Fällen ist außerdem immer die Presse dabei. Hier wird wirklich jeder Verkehrsunfall gefilmt und später in den Hauptnachrichten und auf Facebook gezeigt. Falls Sie das mal sehen möchten, um sich ein Bild machen zu können, geben Sie in der Facebook-Suche „Channel 8“ ein. Das ist unser größter Nachrichtensender.
Betrüger, welche sich als Polizist ausgeben
Als eines der meistbesuchten Länder ist Thailand ein Magnet für Betrüger, die ausländische Reisende ansprechen u zu betrügen. Insbesondere in touristisch geprägten Destinationen wie Bangkok, Phuket und Chiang Mai. Diese Kriminellen haben endlose Strategien, um Geld aus Touristen herauszupressen, und eine davon ist, sich als thailändischer Polizist auszugeben.
Im Juli 2021 hat die thailändische Regierung Ausländer vor einer Zunahme von Berichten über Betrüger gewarnt, die sich als Einwanderungspolizei ausgeben. Diese Ankündigung folgte Medienberichten über gefälschte Einwanderungspolizei, die Eigentumswohnungen in Bangkok durchsuchte und forderte, die Visa ausländischer Einwohner einzusehen.
Die Regierung gab bekannt, dass diese gefälschte Polizei auch Expats auf der Straße belästigt, ausländische Geschäftsinhaber niedergeschlagen und Touristen in Bars und Nachtclubs konfrontiert hatte. Als Teil ihrer Ankündigung bot die Regierung jedem Ausländer hilfreiche Ratschläge an, der von jemandem angesprochen wurde, der behauptete, ein thailändischer Polizeibeamter zu sein.
Sie sollten diese Person sofort nach ihrem thailändischen Polizeiausweis fragen, auf dem ihr Name, Dienstgrad und die Station, an der sie stationiert sind, aufgeführt sein müssen. Wenn diese Person sich weigert, Ihnen diese Karte zu zeigen oder ihr Polizeiausweis gefälscht aussieht, melden Sie diesen Vorfall der nächsten Polizeidienststelle. Und so oder so: Verlangen Sie, dass Sie selbst 1155 anrufen. Dan erklären Sie die Sachlage.
Eine dringliche Bitte:
Egal was passiert ist: Bleiben Sie ruhig! Sie sind aufgebracht, aufgewühlt und befinden sich einer Situation, welche Sie nicht kontrollieren können. Regeln Sie ggf. unfaire und bedrohliche
Verhaltensweisen später, sobald die „Gefahrensituation“ ausgestanden ist.
Thailand ist aufgrund der sonnigen Gemütslage seiner Menschen als „Land des Lächelns“ bekannt. Aber das liegt nicht daran, dass Thais fröhlich und immer entspannt sind – es liegt zum Teil daran,
dass es in der traditionellen thailändischen Kultur verpönt ist, offen Ärger in der Öffentlichkeit zu zeigen.
Thailänder haben kein Problem damit, ihrer Frustration im Privaten oder für eine leidenschaftliche Sache wie einen politischen Protest Luft zu machen. Aber in der Öffentlichkeit während eines Austauschs mit einer anderen Person wütend zu werden, wird als Zeichen von Schwäche gewertet und führt zu einem Gesichtsverlust. Dies ist besonders wichtig, wenn Sie es mit einer Autoritätsperson wie einem Polizisten zu tun haben.
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