Erfahrung mit dem Thai-Knast

Bevor sich einige meiner Pappenheimer nun schadenfreudig auf die Schenkel klopfen; Nein, ich selbst war nicht im Gefängnis. Ich wurde von einem besorgten Vater aus Deutschland angerufen, dessen 19-jährige Tochter wegen einer Dummheit in das lokale Gefängnis in Pai, der Bergstadt in der Mae Hong Son Provinz gekommen ist. Und von diesem Erlebnis will ich jetzt meinen treuen Leser berichten.

Ich war, mit meiner damaligen Flamme Eva, für ein halbes Jahr im Norden Thailands unterwegs – on the Road, also mit dem Auto. Anschließend haben wir uns auch ein Haus mitten in der beschaulichen Stadt Pai gemietet und für ein halbes Jahr dort und meinen 2 Hunden gelebt. Tolle Zeit!

Eines Tages bekam ich einen Anruf von einem meiner Arbeitskollegen aus Bangkok, dass ein besorgter Vater anrief, ob wir Thailand-Spezialisten, jemanden in Pai haben, der mal nach seiner Tochter schauen kann. Ich weiß nicht, woher genau der gute Herr wusste, dass zufällig ich nun in Pai war (und auch nur Luftlinie 1 km vom Pai Gefängnis entfernt wohne), oder ob Gott die Wege von uns Beteiligten gelenkt hat.

Ein Kavaliersdelikt. Dumm, aber nichts Tragisches. Sie und Ihr Freund waren als Backpacker in Südostasien unterwegs und natürlich auch in Pai, wo es früher oder später jeden Rucksacktouristen hinzieht. Sie haben tatsächlich einen Tiefkühlburger im 7Eleven geklaut.

Ja genau, einen Burger, welchen man erstmal in einer Mikrowelle „erfrischen“ muss, damit den überhaupt runterbekommt. Ich dachte natürlich, da will mich jemand aufs Korn nehmen, aber in der Tat – es ist so abgelaufen.

Ich konnte als Dolmetscher zusammen mit meiner Freundin Eva tätig sein und eine Brücke bauen zwischen Polizei und dem Vater. Eva und ich besuchten natürlich noch am selben Tag die beiden hinter Gittern und erkundigten uns nach ihrem Wohlbefinden.

Was kann man denn da unternehmen?

Sollten Sie im Thaiknast sitzen oder jemanden kennen  der es tut, können Sie ihm Essen vorbeibringen. Süßkram und selbstgekoche Kost mit viel Vitaminen. Denn das thailändische Essen im Gefängnis ist selbsterklärend kein Hotelgenuss.

Zigaretten, Pflegeutensilien wie Seife etc., sind ebenfalls lobenswert.

Zudem habe ich ein wenig Zeit mit den Beiden verbracht und wie gesagt mit selbstgemachten Essen und Köstlichkeiten von der Fressmeile in Pai mitgebracht, welche als die beste Nordthailands zählt.

Telefonieren durften die beiden nicht, daher habe ich dem liebevollen und besorgten Vater immer gleich nach meinen Besuchen mitgeteilt, wie die Lage aussieht.

Notabene: Ich kam nicht drumherum den Clown raushängen zu lassen und brachte der Tochter einen Burger aus dem 7Eleven mit. Die Standpauke behielt ich für mich, da ich mir sicher war, dass der Vater der jungen Dame das bei Rückkehr aus Deutschland ordentlich übernehmen würde.

Kleiner Trick:

Handy in die Brusttasche des Hemdes, Liveschaltung via FB als Videochat. Was ich natürlich nicht getan habe, aber der Gedanke ist sympathisch.

Übrigens, ich mache das gerne nochmal, falls jemand einen Geliebten Menschen im Thailändischen Gefängnis hat, besuche ihn gerne. Aber die Reisekosten müssen Sie mir dann schon zahlen, da ich nun nicht mehr in Pai lebe, sondern Hang Dong in Chiang Mai. Der Hang Dong Knast ist aber diesmal auch mein nicht weitentfernter Nachbar.)

Ende der Geschichte war, dass die thailändische Polizei in Pai doch tatsächlich eine Geldsummer von 300.000 thailändischen Baht verlangte. Umgerechnet ca. 8.000 EUR. Wahnwitzig, ich weiß. Aber mir wurde erklärt, dass in Pai sehr spezielle Gesetze gibt. Ich erinnere mich wage, dass der Dorfscherrif meinte, wer nach Mitternacht klaut UND dann „flüchtet“ harte Strafen zu erwarten hat.

Verständlich. Aber wegen eines Burgers, den die beiden nicht einmal essen konnten ohne Mikrowelle? 2 junge Reisende, welche die Ernsthaftigkeit wahrscheinlich nicht verstehen? Betrunken waren oder weiß der Kuckuck was intus hatten.

Ja sicher. 2 Stunden in einer Sammelzelle in Chiang Mai wegen Alkohol am Steuer. Zurecht also! Verantwortungslos war ich damals und ein totaler Depp. Knüppelt mich hier nicht gleich nieder, ich habe daraus gelernt. 

Wie lief das ab?

Ich wollte nur schnell nachts zum 7Eleven und es war eine Riesenverkehrskontrolle. Raus gewunken, Alkoholtest und ich war um 15 Punkte über dem erlaubten Limit. Da ich meinen Reisepass nicht dabei hatte (das muss man als Ausländer), sondern „nur“ meinen thailändischen Führerschein, nutzen die Beamten das aus und fuhren mich in einem Streifenwagen in den Knast von Chiang Mai. Mein Auto fuhr ein Polizist später hinterher (Tipp: Wertsachen mitnehmen).

Da ich wie gesagt keinen Reisepass mitführte, fuhren mich bereitwillig 2 Beamte zum Geldautomaten und verlangten 5.000 THB (130 €). Damit nicht genug, musste ich einige Tage später zum Gericht (dort trafen sich ungelogen bis 1.000 Menschen, welche nur in dieser Nacht bei der Verkehrskontrolle "Over Limit" waren, und ich musste noch mal 7.000 THB (ca. 180 €) zahlen.

Ein Gefängniserlebnis welches mich 310 EURO gekostet hat.

Nicht wirklich. Ihnen zu sagen, dass Sie nichts in Thailand klauen sollen oder wie Sie Auto zu fahren haben, da sonst vielleicht ein Gefängnis-Erlebnis droht, ist eine Beleidigung für jeden, der bis 3 zählen kann. Wenn etwas passiert, kontaktieren Sie das A-Team – Thailand-Spezialisten.com der direkt ihren Anwalt. Ich kann nur leckeres Essen vorbeibringen und vielleicht Schach mit Ihnen spielen.

Weitere nützliche Links:

• Justitia: 12 Thailändische Rechte, die Sie kennen sollten
• Massenunterkunft ohne 5 Sterne: Bangkok Hilton – der knallharte Knast in Thailand
• Fragen zu Thailand? Frag einen Thaiandspezialisten