Nachdem die Hauptstadt des siamesischen Königreichs Ayutthaya bei einem Überfall durch die Burmesen im Jahre 1767 fast komplett zerstört wurde, machte es sich knappe 15 Jahre später der frisch gekrönte König Phra Phutthayotfa Chulalok, auch kurz Rama I. genannt, zur Aufgabe, seinem Königreich neuen Glanz zu verleihen. Er wollte einen imposanten Palast erbauen lassen und erkor dafür das östliche Ufer des Chao Phraya Flusses aus. Am 6. Mai 1782 wurde der Grundstein für die heutige Tempelanlage gelegt, doch nicht ohne zuvor das Gelände aufwendig entsumpfen zu lassen und die ursprünglichen Bewohner, eine Gemeinschaft wohlhabender chinesischer Kaufleute, umzusiedeln.
Im Jahr 1785 konnte der erste Bauabschnitt erfolgreich fertiggestellt werden und wurde in einer pompösen Zeremonie eingeweiht - allerdings was der Bau damit noch lange nicht abgeschlossen. Selbst heute noch wird in der Anlage weiterhin gebaut - das neueste Gebäude, die Borommaratchasathit Maholan Thronhalle wurde im Juni des Jahres 2006 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Der letzte König, der den Großen Palast bewohnte, war Ananda Mahidol (Rama der VII.). Seit 1925 dient der Palast nur noch rein zeremoniellen Zwecken, zum Beispiel wenn der König einen Empfang für ausländische Staatsgäste gibt oder an Feiertagen. Allerdings befinden sich auf der Anlage einige kleinere Regierungsgebäude, die häufiger genutzt werden. Die königliche Familie lebt heute in einem Palast im Norden von Bangkok.
Heute wird die Palastanlage in vier Bereiche untergliedert, die sich auf 2,6 Quadratkilometern verteilen: den Äußeren und Inneren Hof, den Zentralen Hof sowie dem Wat Phra Kaeo, die allerdings in sich auch noch einmal verschiedene Bereiche und Tempelkomplexe beherbergen. Der Königspalast wurde dem ehemaligen Sitz des Königs von Ayutthaya, der von den Burmesen zerstört wurde, nachempfunden - und tatsächlich finden sich echte Teile von Ayutthaya auch in Bangkok wieder, denn die Bauherren ließen, um ausreichend Materialien zur Verfügung zu haben, Teile aus Ayutthayas Ruinen mit dem Schiff zur Baustelle bringen. Doch das Ergebnis hat sich gelohnt, denn die weißen Mauern des Großen Palasts kann man schon von weitem sehen. Der Haupteingang liegt an der Na Phralan Road und wird von riesigen Wächterfiguren flankiert.
Wat Phra Kaeo, der Tempel des Königs im Großen Palast, ist ein reichhaltig verzierter Gebäudekomplex, der das Nationalheiligtum der Thais beherbergt. In der Phra Ubusot Kapelle hat die Smaragdbuddhafigur im Jahre 1784 ihre endgültige Ruhestätte gefunden, nachdem sie Jahrzehnte lang von König zu König weitergereicht wurde. König Rama I. war es, der ihm seinen Platz im Herzen des Großen Palastes gab. Der Smaragdbuddha mag zwar nur 66 cm hoch sein, doch auf seinem elf Meter hohen vergoldeten Thron ist er trotzdem beeindruckend. Wobei sein Name täuscht, denn der "Smaragdbuddha" besteht eigentlich aus Jade und wird dreimal im Jahr dem Wetter entsprechend umgekleidet. Zehn gekrönte Buddhastatuen umgeben die Figur auf dem Thron und die Wände sind kunstvoll mit Szenen aus dem Leben Buddhas verziert. Wat Phra Kaeo gilt als eine der wichtigsten und beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Bangkok - wenn nicht sogar in ganz Thailand.
Im Wat Phra Kaeo finden sich außer der Kapelle des Smaragdbuddhas noch weitere Sehenswürdigkeiten, wie zum Beispiel eine Reliquie Buddhas. Auf der Oberen Terrasse findet sich der Phra Sri Rattana Chedi aus Gold, die ein Bruchstück seines Brustbeins beherbergen soll. Der Tempel wurde innen mit Mosaiksteinen aus Italien ausgekleidet, die den Eindruck erwecken mitten in einem Kunstwerk zu stehen.
Am östlichen Treppenaufgang der Terrasse passiert man zwei goldene Chedis und zahlreiche Staturen mythologischer Wesen. Diese teilweise fast furchterregenden Figuren wurden von Rama V. in Auftrag gegeben und finden sich fast überall auf dem Gelände wieder. Wer sich ein wenig ausruhen möchte, kann dies in einem der 12 Sala Rai machen, die um die Kapelle des Smaragdbuddhas in regelmäßigen Abständen aufgebaut wurden. In diesen luftigen Pavillons kann man die beeindruckende Kulisse erst so richtig auf sich wirken lassen.
Die alte Bibliothek Phra Mondrop war ursprünglich von einem Teich umgeben, um die kostbaren Bücher vor Feuer und vor Ameisen zu schützen. Heute ist es die wunderschöne Fassade, die einzigartigen Bücherregale mit Perlmutteinlagen und der silberne Boden der Bibliothek, die zahlreiche Besucher anziehen.
Gleich hinter Phra Mondrop findet sich eine kleine Nachbildung des kambodschanischen Angkor Wat – König Rama IV wollte damit seinen Untertanen seine Herkunft näher bringen.
Etwas versteckt im südlichen Teil des zentralen Hofs findet sich das Wat Phra Kaeo Museum, in welchem sich zahlreiche Buddhastatuen und der sogenannte Manangasila-Thron finden, der 1833 von König Mokut in Sukhothai entdeckt wurde.
Der Große Palast hat an jedem Tag von 8.30 Uhr - 16.30 Uhr geöffnet und es wird empfohlen, so früh wie möglich anzukommen. Morgens um 8.30 Uhr kann man sich die Attraktionen noch in aller Ruhe ansehen, bevor die Besucherströme die Anlage fluten. Auf den Zuwegen zum Großen Palast warten oft Thais in Tuk-Tuks, die behaupten die Anlage sei geschlossen und sie können den Besuchern eine Privattour anbieten. Nicht darauf eingehen, denn diese findigen Geschäftsleute möchten Besucher meist nur in ihre Juwelengeschäfte locken!
Innerhalb des Parks kann man sich einen staatlich geprüften Guide nehmen, der einem die verschiedenen Attraktionen zeigt und etwas dazu erklärt. Der Preis ist dabei Verhandlungssache.
Der Eintritt in den Großen Palast kostet ca. 400 Baht (entspricht in etwa 10 Euro).
Auf dem gesamten Gelände gilt eine strenge Kleiderordnung! Ärmellose Hemden, Tanktops, Flip-Flops oder Shorts sind nicht erlaubt - besonders nackte Füße stoßen auf wenig Gegenliebe, da sie in diesem Umfeld als respektlos gelten. Als Faustregel kann man sagen, dass die Kleidung Schultern, Knie und Füße verhüllen sollte. Allerdings ist es auch kein Problem, wenn man im "falschen Outfit" am Großen Tempel von Bangkok ankommt. Man hat hier nämlich die Möglichkeit, sich gegen eine relativ geringe Gebühr einen Umhang oder Schuhe auszuleihen.
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© Autor & Fotograf | Michael Schaller, Gründer von Thailand-Spezialisten.com