Der Mae Klong Market findet seit über 100 Jahren an genau dieser Stelle statt - auch bevor hier eine Eisenbahnstrecke hindurch gelegt wurde. Als es soweit war, standen die thailändischen Händler vor einer Entscheidung: umziehen oder bleiben? Die Thais entschieden sich zu bleiben, und gelangten zu einer eher inoffiziellen Einigung mit der Bahngesellschaft - sie "teilen" sich die Gleise. Es wird gemunkelt, dass ein Grund der Thais weiterhin entlang der Gleise zu verkaufen, darin liegt, dass sie hier keine Standgebühren zahlen müssen - ein anderer ist purer Trotz und das Festhalten an ihrer Tradition. Wie auch immer es sein mag, die Thais lieben ihren Railway Market - und mittlerweile ist der wohl gefährlichste Markt der Welt auch unter Touristen extrem beliebt.
Mae Klong ist eine Kleinstadt (und selbst das ist noch großzügig ausgedrückt) in der Provinz Samut Songkhram. Die winzige Provinz an der Küste des Golfs von Thailand ist vor allem berühmt für seine Salzfelder, Obstplantagen, die Hummerfarmen und andere schmackhafte Meeresfrüchte, die von hier nach Bangkok verkauft werden.
Der Markt selbst ist überall - zwischen schmalen Häuserwänden schlängeln sich die Gleise mitten durch das Gewimmel. An Ständen stapeln sich Guaven, Lychees, saftige Mangos und frische Garnelen unter sonnenschützenden Markisen. Selbst Platz für winzige Garküchen finden sich an jeder Ecke. Überall gibt es etwas zu entdecken - doch man könnte meinen, es sei ein "ganz normaler" thailändischer Markt - bis man das Pfeifen des herannahenden Zuges hört.
Dann ergreift geschäftiges Treiben die Händler und innerhalb weniger Sekunden ist dort, wo eben noch frische Waren angeboten wurden, alles beiseite geräumt. Die Markisen werden eingeklappt (daher auch der Name "Schirme-Zurück-Markt") und dann kommt auch schon der Zug. Mit einer Höhe von knapp vier Metern ist er fast schon etwas beängstigend, wenn er nur wenige Zentimeter an einem vorbeifährt.
Seltsamerweise kommt es fast nie zu irgendwelchen Zwischenfällen, denn selbst wenn man als Tourist mal überfordert ist, gibt es immer einen freundlichen Thai, der einen aus dem Weg zieht. Zudem zuckelt der Zug im Schritttempo durch den Markt, was ein Aus-dem-Weg-Gehen deutlich vereinfacht.
Achtmal am Tag kann man beobachten, wie ein Zug über den Markt fährt:
Allerdings sind diese Zeiten nicht wirklich wörtlich zu nehmen, denn es grenzt an ein Wunder, wenn der Zug einmal keine Verspätung hat.
Die gute Nachricht ist: um auf dem Markt auch einmal auf den Gleisen zu laufen, muss man zuerst mit dem Zug mitten durch fahren. In Bangkok besteigt man zuerst einen Zug Richtung Maha Chai (Samut Sakhon), welches auch die Endhaltestelle ist. Züge fahren in Abständen von 60 - 90 Minuten, die Fahrt dauert ungefähr eine Stunde und kostet 10 Baht.
In Maha Chai muss man nun die Fähre auf die andere Flussseite nach Ban Laem nehmen (3 - 5 Baht). Dort angekommen geht es weiter zum Bahnhof, von wo der "Bummelzug" nach Mae Klong startet. Züge fahren um 7:30, 10:10, 13:30 und 16:40 Uhr. (Fahrtpreis 10 Baht, Dauer der Fahrt ca. 1 Stunde).
Je früher man in Mae Klong ankommt, desto eher ist die Wahrscheinlichkeit während des Marktbesuchs auch den nächsten Zug zu sehen, denn selbst Durchfahren und mitten drin Stehen sind zwei sehr unterschiedliche Erlebnisse. Züge zurück nach Ban Laem fahren um 6:20, 9:00, 11:30 und 15:30 Uhr.
Wenn man die Fahrt in die Provinz Samut Songkhram auf sich genommen hat, darf man auf keinen Fall den Schwimmenden Markt von Damnoen Saduak verpassen! Dieser findet auf dem weitverzweigten Kanalnetz, den Khlongs, statt und ist genauso beliebt wie der Railway Market. Wer die Gelegenheit dazu findet, sollte auch unbedingt in der Stadt Samut Sakhon Halt machen, denn dort gibt es Gerüchten zufolge die besten Meeresfrüchte-Restaurants ganz Thailands.
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© Autor & Fotograf | Michael Schaller, Gründer von Thailand-Spezialisten.com