Pai Canyon

Der Pai Canyon (Kong Lan) liegt rund 150 Kilometer nördlich von Chiang Mai in der thailändischen Provinz Mae Hong Son. Nur acht Kilometer entfernt befindet sich das Dorf Pai, welches zwar eher unbekannt ist, sich jedoch als Geheimtipp für Backpacker herausstellt.

Besucher haben die Möglichkeit, mit Bussen anzureisen. Jedoch sollten sich diese auf eine unvergessliche Fahrt einstellen, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn die Straßen machen die Anreise aufgrund der geografischen Bedingungen zu einer rasanten, teils waghalsigen Tour, bei denen Unerfahrene nur über die Fahrkünste und Gelassenheit des Busfahrers staunen können. Hinzu kommt, dass die gewagten Fahrmanöver ganze fünf bis sechs Stunden andauern, wobei man sich auch in dieser Zeit nicht an die immer wieder auftretenden Schrecksekunden gewöhnt.

Bei Bikern ist die Mae Hong Song Schleife, auch "road of 1000 bends" (Straße der 1000 Kurven) genannt, hingegen sehr beliebt (siehe unten). Sie ist der einzige Weg, um von Chiang Mai in die Region rund um Pai anzureisen. Alternativ stehen auch Leihwagen zur Verfügung.

Bisherige Urlauber empfehlen auch die Wanderung zu Fuß zum Grand Pai Canyon. Zunächst führe der Weg zwar entlang der Hauptstraße, welche viel Verkehr und nur wenige landschaftliche Reize zu bieten habe. Danach wechsle die Umgebung jedoch in idyllische Häuser, die zu kleinen Dörfern zusammen gepfercht, den Straßenrand säumen.

Am Pai Canyon angekommen, haben die Besucher die Wahl sogleich den Aussichtspunkt anzusteuern, welcher nur drei bis fünf Gehminuten vom Parkplatz aus entfernt liegt, oder sich auf eine Abenteuerwanderung durch Felswände und Schluchten zu begeben. Wer den Canyon in den Abendstunden besucht, sollte sich für erstere Variante entscheiden, da das Wandern in der Dämmerung auf dem Gelände sehr gefährlich ist.

Schon nach den ersten Minuten des Aufenthalts im Pai Canyon gewinnen die Besucher zwei wichtige Erkenntnisse: zum einen wird deutlich, warum das Felsplateau den Beinamen "Death Canyon" trägt, zum anderen ist sofort ersichtlich, dass es sich bei der Begehung des Geländes nicht um einen Sonntagsspaziergang handeln wird. 50 bis 70 Meter ragen die Gesteinswände in den Himmel, die der Wind in bizarre Formen gewandelt hat. 

Wer unter Höhenangst und schwachen Nerven leidet, genießt den Sonnenuntergang auf der gesicherten Aussichtsplattform. Abenteurer und Sportliche können das Kribbeln beim Anblick der steilen Wege und abschüssigen Berghänge aber wohl kaum ertragen. Umgeben von atemberaubenden Schluchten ist nicht nur Beinarbeit gefragt. Hin und wieder ist das Vorankommen auf allen Vieren manchmal einfacher. Kletterer kommen hier auf ihre Kosten und können sowohl Flinkheit als auch Mut unter Beweis stellen. Letzterer wird auf jeden Fall belohnt. Tief im Inneren des Pai Canyons verbergen sich geheimnisvolle Grotten.

Geführte Touren? Fehlanzeige! Besucher bahnen sich ihren eigenen Weg durch die Schluchten und Täler, folgen schmalen Pfaden und erleben einen Adrenalinkick wie bei einem Survival Training. Festes Schuhwerk ist für die Erkundung des Pai Canyons unabdingbar. Insbesondere zur Regenzeit sind die Pfade häufig extrem rutschig. Dennoch ist noch niemand ernsthaft in der bergigen Landschaft verunglückt.

Darüber hinaus lohnt sich der Besuch aber auch für Menschen, die nicht den Reiz des Nervenkitzels suchen, sich das Naturwunder dennoch nicht entgehen lassen möchten. Während sich am Anfang die Wege der Kletterer und Müßiggänger trennen, treffen beide Gruppen am Ende des Tages auf der Plattform zusammen, wo Bänke zum verweilen und verschnaufen einladen.

Wenn die Dämmerung eintritt, verzaubert der Pai Canyon seine Besucher mit einer wundervollen Sicht auf Thailands berühmt-berüchtigte Sonnenuntergänge. Wer bereits glaubte, die Schönheit der sandigen, rötlichen Erde, die der Landschaft des Canyons einen ganz besonderen Reiz verleiht, könne nichts überbieten, wird mit der untergehenden Sonne eines Besseren belehrt. Während der rote Boden unter den Füßen in der Dunkelheit kaum noch zu erkennen ist, leuchtet der Horizont umso intensiver in grellem Orange.

Wer dieses Naturschauspiel erleben möchte, sollte sich jedoch schon gegen Nachmittag auf die Aussichtsplattform begeben, denn die Plätze in der ersten Reihe sind rar. Gerade weil die Sonnenuntergänge im Pai Canyon so reizvoll sind, strömen die Besucher Tag täglich zu Hunderten herbei.

Insider wissen jedoch, wie sie Thailands Naturwunder in vollkommener Ruhe beobachten können. Nämlich am Morgen, wenn die ersten Sonnenstrahlen den felsigen Wänden ihre rote Farbe erneut einhauchen, ehe sie diese am Abend wieder stehlen.

Einen Besuch des Pai Canyons wird niemand bereuen. Selbst wer sich viel vorgenommen hat, beim Anblick der steilen Pfade aber doch lieber auf eine Wanderung verzichtet oder zu spät zum Sonnenuntergang erscheint, hat dafür zumindest kein Geld zum Fenster herausgeworfen. Der Eintritt in den Pai Canyon ist nämlich jedem kostenlos gestattet. Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt. Darüber hinaus befinden sich Sanitäranlagen nahe der Parkplätze.

Für den Aufenthalt sollten Besucher einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden einplanen. Um den Tag zu füllen empfiehlt es sich, den Pai Canyon mit der anschließenden Besichtigung des malerischen Dorfes Pai zu verbinden, welches nur acht Kilometer entfernt liegt. Hier geht das Leben noch gemächlich zu. Idyllische Holz- und Strohhütten liegen eingebettet in einer Landschaft aus dichtem Dschungel und fruchtbaren Feldern. Pai verschafft einen Anblick wie im Bilderbuch- fast so, als wäre die Zeit stehen geblieben.

Wer sich hingegen im Pai Canyon den Sonnenuntergang ansehen möchte, und auf der Suche nach einer Attraktion in den Stunden zuvor ist, darf sich auf keinen Fall die "Road of 1000 bends" entgehen lassen. Die Strecke von Chiang Mai nach Pai stimmt mit insgesamt 1864 Haarnadelkurven schon mal auf das Abenteuer im "Death Canyon" ein. Die beste Methode, um die aufregende Strecke zu erleben, ist die Fahrt mit dem Roller.

Nützliche und weiterführende interne Links:

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© Autor & Fotograf  | Michael Schaller, Gründer von Thailand-Spezialisten.com