Aus Alt mach Neu: Der originale Wat Rong Khun war Ende des 20. Jahrhunderts in einem ziemlich erbärmlichen Zustand, sodass die Regierung schließlich beschloss, ihn restaurieren zu lassen. Die Arbeiten gingen los - doch das Geld reichte schon bald nicht mehr, wodurch die bereits begonnenen Arbeiten wieder zum Erliegen kamen.
Aber dann trat Chalermchai Kositpipat, ein thailändischer Architekt und Künstler, auf die Bühne und beschloss, den Tempel auf eigene Kosten - und nach seinen ganz eigenen, ungewöhnlichen Vorstellungen - wieder zum Leben zu erwecken. 1997 begann er mit seinen Arbeiten und wurde kürzlich mit den Worten zitiert, dass er wohl in diesem Leben nicht mehr damit fertig werden würde.
Die alte Tempelanlage wurde komplett abgerissen und der Neuaufbau begann. Dabei wählte Kositpipat eine sehr ungewöhnliche Farbgebung, als er sich für Weiß entschied, denn eigentlich ist dies in Thailand eine Farbe der Trauer. Doch Kositpipat sieht in dem Weiß die Reinheit Buddhas und in den Glassplittern Buddhas Weisheit - und in seinem schweißtreibenden Einsatz einen Dienst an Buddha. Nachdem im Mai 2014 die Region von einem schweren Erdbeben getroffen wurde, kam es zu erheblichen Schäden am Tempel. Nachdem Kositpipat das Projekt nun zuerst "beerdigen und beenden" wollte, entschied er sich doch um und der Wiederaufbau des Tempels ist in vollem Gange.
Das wohl imposanteste Gebäude der Anlage ist der Ubosot, die Weiße Kapelle, die man erreicht, indem man die "Brücke der Wiedergeburt" überquert. Vor dieser Brücke liegt ein runder Platz, auf dem sich einem Besucher Hunderte von Händen aus der Erde entgegenstrecken - ein ziemlich deutliches Symbol für die Hölle. Die Symbolik zeigt deutlich: Wer über diese Brücke schreitet, lässt irdische Gelüste und Probleme hinter sich und erreicht einen neuen Zustand geistiger Klarheit.
Doch so ungewöhnlich die Kapelle mit ihren weißen Außenfassaden aussieht - innen ist es noch viel erstaunlicher! Die farbenfrohen Malereien von Buddha und anderen mythischen Wesen ist man von thailändischen Tempeln ja schon gewöhnt - aber wer erwartet schon Elvis, Batman oder Keanu Reeves an den Wänden zu sehen? Kositpipat entschied sich für eine wilde Mischung aus Religion und Pop-Kultur, Kunst und Chaos - und erschuf damit einen einzigartigen Tempel, der Moderne mit Tradition und den Lehren Buddhas miteinander verschmelzen lässt. Allerdings dürfen im Inneren der Kapelle selbst keine Fotos aufgenommen werden.
Auch wenn der Anblick von goldenen Tempeln in Thailand fast schon ein wenig zur Gewohnheit wird, hier in Wat Rong Khun sticht das "Goldene Gebäude" sofort hervor und ins Auge. Während die weißen Gebäude den Geist oder die Seele repräsentieren, steht das Goldene für den Körper. Fast ein wenig ironisch, dass sich hier unter anderem die Badezimmer für Gäste finden.
Das Gold soll in diesem Falle symbolisieren, dass viele Menschen sich zu sehr auf das Weltliche und Materielle konzentrieren, anstatt auf den Geist. Überhaupt stehen die tiefe Symbolik und die Lehren Buddhas bei diesem Tempel im Vordergrund. Kein Wunder also, dass auf dem Gelände auch eine Stätte für Mönche und eine Meditationshalle geplant sind.
Wat Rong Khun liegt nur etwa 15 Kilometer südlich von Chiang Rai und kann sowohl mit privaten Fahrzeugen als auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut erreicht werden. Der einfachste Weg sind private Taxis mit Airconditioning, die einen Besucher für ca. 250 - 300 Baht bis zum Eingang fahren. Diese Taxen können problemlos in den meisten Hotels bestellt werden.
Für nur 20 Baht kann man auch einen der Busse nehmen, die am alten Busbahnhof in Chiang Rai mehrmals täglich losfahren. Die Fahrt nach Wat Rong Khun dauert eine knappe halbe Stunde.
Der Eintritt in den Tempel ist kostenlos. Allerdings sind Spenden (vor allem nach dem Erdbeben) gern gesehen und akzeptiert. Rund um die Anlage finden sich zahlreiche Souvenir- und Snackstände, sodass auch für das leibliche Wohl gesorgt ist.
Wie bei den meisten buddhistischen Tempeln sollte man auch im Wat Rong Khun auf eine angemessene Bekleidung achten - das heißt, die Schultern und Knie sollten bedeckt sein und auf offenes Schuhwerk sollte möglichst verzichtet werden.
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© Autor & Fotograf | Michael Schaller, Gründer von Thailand-Spezialisten.com