Thailands Wirtschaft ist marktwirtschaftlich-liberal orientiert. Einer der größten Wirtschaftsfaktoren ist die Landwirtschaft, im Zusammenspiel mit dem Außenhandel: Thailand ist neben den Vereinigten Staaten der größte Reis-Exporteur weltweit. Wie in vielen Schwellenländern Südostasiens hat auch die Wirtschaft in Thailand in den vergangenen Jahrzehnten ein rasantes Wachstum vollbracht. Daran konnte auch ein zeitweise Einbruch der Landeswährung Bath im Jahr 1997 nichts ändern. Die schwache Weltkonjunktur ist jedoch auch in Thailand spürbar, vor allem der Handel mit China leidet. Auch politische Unruhen dämpfen das Wirtschaftswachstum.
Der Handel mit anderen Staaten ist schon seit Jahrhunderten ein bedeutender Grundpfeiler der thailändischen Wirtschaft. Bereits zu Zeiten der Seidenstraße pflegte das Königreich Thailand Handelsbeziehungen mit Indien, China und Japan. Die günstige geographische Lage des Königreiches leistete dem erfolgreichen Handel Vorschub. In jüngerer Vergangenheit festigte Thailand die Bedeutung des Außenhandels und trat dem Freihandelsabkommen ASEAN bei. Wie in vergangenen Jahrhunderten gehören China und Japan zu den wichtigsten Handelspartnern, heute außerdem die USA und die Europäische Union.
Im Jahr 1997 erlebte das schnelle Wachstum der thailändischen Wirtschaft einen Rückschlag: Die Landeswährung Bath brach ein. Die Regierung arbeitete eng mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zusammen und erwirkte eine Stabilisierung der Währung. Seit 2013 macht sich die schwache Weltkonjunktur auch in Thailand bemerkbar. Vor allem der Handel mit China leidet, auch die Binnennachfrage hat nachgelassen. 2013 lag das Wirtschaftswachstum gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei 2,9 Prozent, 2014 sogar nur noch bei 0,7 Prozent. Im Jahr 2015 führten politische Unruhen und Bombenanschläge in Bangkok zu einer weiteren Abschwächung der Wirtschaft. Aktuell ist Thailand die am wenigsten dynamische Wirtschaft in Südostasien. In der Vergangenheit hat die thailändische Wirtschaft jedoch immer wieder gezeigt, dass sie sich von Krisen erholen kann, so zum Beispiel nach der Hochwasserkatastrophe von 2011: Im darauffolgenden Jahr stieg das Wirtschaftswachstum auf über sechs Prozent. Um die Konjunktur anzukurbeln, hat die thailändische Regierung Investitionen im Wert von 206 Millarden Baht, umgerechnet rund 5,1 Milliarden Euro beschlossen. Das Konjunkturpaket soll vor allem kleine und mittelständische Unternehmen fördern. Die Körperschaftssteuer reduzierte die Regierung zudem von 15 auf zehn Prozent.
In der Bevölkerung ist von gedrückter Stimmung nichts zu spüren, die Konsumfreude der Thailänder ist ungebremst. Das kaufkraftbereinigte Pro-Kopf-Einkommen liegt bei 1.100 Dollar. Die Arbeitslosenquote ist mit 1,2 Prozent vergleichsweise gering. Groß ist allerdings die Schere zwischen den Einkommensklassen: Die untersten zehn Prozent der Haushalte teilen sich 2,7 Prozent des Gesamteinkommens. Auf die oberen zehn Prozent entfallen 33,4 Prozent des Einkommens.
Das Geld, was sie verdienen, geben die Menschen in Thailand auch gerne aus. Vor allem die Metropole Bangkok präsentiert sich als Shopping-Paradies. Entlang des 1999 erbauten Skytrains, des wichtigsten Transportmittels für Pendler, sind zahlreiche riesige Shopping-Malls entstanden. Wer sich die verlockenden Angebote hier nicht auf Anhieb leisten kann, erhält preiswerte Konsumkredite und Kreditkarten. Das führt jedoch dazu, dass die Verschuldung der Privathaushalte auf ein Rekordhoch gestiegen ist. Thailand liegt mit der Gesamtlast der privaten Schulden zusammen mit Malaysia an der Spitze Asiens und weist zugleich die größte Steigerung der Privatverschuldung auf.
Die Staatsverschuldung Thailands lag 2014 bei rund 130 Milliarden Euro, was 46,1 Prozent des BIPs entspricht. Für 2015 kündigte die Regierung eine Neuverschuldung von 2,5 Prozent des BIP an. Die Inflationsrate lag 2014 bei moderaten 2,0 Prozent.
Zu den wichtigsten Motoren der thailändischen Wirtschaft gehören der Dienstleistungsbereich und die Industrie. Zusammen machen sie einen Anteil von 45 Prozent am Bruttosozialprodukt aus. Von
Bedeutung sind vor allem die Chemie-, Textil- und Elektronikindustrie. Thailand verfügt zudem über reiche Bodenschätze wie Erz, Braunkohle und Erdgas. Damit kann das Land seinen eigenen
Energiebedarf decken.
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Die Landwirtschaft ist ein weiterer relevanter Wirtschaftsfaktor. Sie macht zwar nur zehn Prozent des Sozialproduktes aus, doch beschäftigt die Landwirtschaft 40 Prozent aller Arbeitskräfte. Neben Reis, dem wichtigsten Exportgut des Landes, werden vor allem Mais, Hirse, Zuckerrohr, Kautschuk, Baumwolle und Tapioka angebaut.
Größte Divisenquelle und ein weiterer Wirtschaftsmotor ist der boomende Tourismus. Der Anteil am Bruttosozialprodukt beträgt zehn Prozent. Die meisten Touristen in Thailand kommen aus anderen
asiatischen Staaten, gefolgt von Gästen aus Nordamerika und Europa. Der Wirtschaftszweig Tourismus verzeichnete in den vergangenen Jahren ein rasantes Wachstum, das sich von Jahr zu Jahr weiter
steigert. 2014 besuchten 24,8 Millionen Menschen das Land, 2015 erwartet die Tourismusindustrie 29,9 Millionen Gäste.
Mehr dazu: Die Entwicklung des Tourismus in Thailand
Thailands Wirtschaft profitiert auch von ausländischen Investoren. Aufgrund der niedrigen Arbeitskosten haben viele ausländische Firmen Produktionsstätten in Thailand eröffnet. Das Land begrüßt Investoren vor allem im Technologiesektor. Das thailändische Board of Investment (BoI) gewährt ihnen Steuerermäßigungen und beschleunigte Genehmigungsverfahren, was Investitionen für ausländische Unternehmen attraktiv macht. Ausländische Investoren müssen sich jedoch an einige Bedingungen halten: In bestimmten Sektoren darf die ausländische Beteiligung 49 Prozent nicht überschreiten. Die genauen Grundlagen regelt der Foreign Business Act (FBA).
Rege Handelsbeziehungen pflegt Thailand nicht nur mit China, Japan und den USA, sondern auch mit Australien und Neuseeland. Neben dem ASEAN-Freihandelsabkommen schloss Thailand 2007 ein eigenes Handelsabkommen mit Japan und 2009 auch ein Freihandelsabkommen mit Ozeanien ab. Mit Indien ist ein Freihandelsabkommen geplant, mit der EU-Kommission befindet sich Thailand seit 2012 in Verhandlung.
Zu den wichtigsten Exportgütern gehören Maschinen und Fahrzeuge. An zweiter Stelle stehen verarbeitete Waren wie Bekleidung. An dritter Stelle folgen Nahrungsmittel, vor allem anderen natürlich der Reis. Aber auch exotische Früchte und Meeresfrüchte aus Thailand sind bei den Handelspartnern beliebt, ebenso wie Kautschuk. Hauptabnehmer sind die ASEAN-Staaten, gefolgt von China, den USA, der EU und Japan.
Zu den wichtigsten Importgütern zählen Erdöl, Maschinen und Elektronik. Wichtigster Handelspartner sind hier abermals die ASEAN-Staaten, gefolgt von China und Japan. Auch aus der EU und den USA führt Thailand einen bedeutenden Teil an Waren und Rohstoffen ein. Innerhalb der EU ist Deutschland mit großem Abstand der wichtigste Handelspartner. 2014 exportierte Thailand Waren im Wert von 4,627 Milliarden Euro nach Deutschland. Waren im Wert von 3,942 Milliarden Euro machten sich im Gegenzug auf den Weg nach Thailand.
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© Autor & Fotograf | Michael Schaller, Gründer von Thailand-Spezialisten.com