Aids in Thailand

HIV in Thailand - Wie ernst ist es? Prostitution, Drogen... wie verbreitet sich der HI-Virus im Land und worauf sollte man als Urlauber achten?

Im Jahr 1984 wurde der erste Fall einer HIV-Erkrankung in Thailand bekannt und ab da verbreitete sich die Autoimmun-Krankheit teils mit einer bedenklichen Geschwindigkeit – und zwar nicht nur in den Touristen-Hochburgen, sondern auch vor allem in den ärmlichen Gegenden des Nordens und Nordostens Thailands.

Aids in Thailand
Aids in Thailand

Prostitution ist für Thailänder zwar einerseits ein Tabu, aber andererseits ist sie ein ziemlich wichtiger Faktor der Wirtschaft in Thailand: Unglaubliche 3 Millionen Frauen und Mädchen gehen der horizontalen Tätigkeit nach und das sind damit knapp 10 % der weiblichen werktätigen Bevölkerung. Laut Studien waren drei von vier thailändischen Männern schon einmal bei einer Prostituierten – und Kondome sind noch lange nicht Standard beim „Verkehr“. Erschwerend kommt hinzu, dass es viele Prostituierte (die teilweise schon den Virus in sich tragen und es noch nicht einmal wissen) aus dem Norden und Nordosten in die Touristenzentren zieht, wo sie den Virus weiterverbreiten. 

Was ist eigentlich der HI-Virus / Aids?

Aids ist eine Immunkrankheit, die durch den HIV-Virus ausgelöst werden kann. HIV steht für Human Immunodeficiency Virus, was so viel bedeutet wie „menschliches Immunschwäche-Virus. Der Virus greift die körpereigenen Abwehrzellen des Körpers an, die dafür verantwortlich sind, den Körper vor Krankheitserregern zu schützen und die Keime zu zerstören. Je länger man den Virus in sich trägt, desto stärker können die Abwehrzellen angegriffen werden, so sehr, dass sie am Ende versagen und sich Krankheiten und Tumore im Körper ungebremst ausbreiten können.

 

Erst im letzten Stadium kommt der Begriff AIDS (Acquired Immune Deficienay Syndrome = erworbener Immundefekt) zum Tragen. Der Körper ist in diesem Stadium kaum mehr in der Lage, sich gegen Infektionen und andere Krankheiten zu wehren, die einem gesunden Körper nichts anhaben könnten.

 

Die ersten Anzeichen, dass eine HIV-Infektion im Körper stattgefunden hat, treten zwar meist schon wenige Wochen nach der Ansteckung auf, werden aber oft fälschlich mit einer Grippe verwechselt: Fieber, Lymphknotenschwellungen und Hautausschlag, die nach einigen Tagen wieder von alleine verschwinden.

Finden keine regelmäßigen AIDS-Tests statt, kann man unter Umständen also jahrelang mit dem Virus in sich leben, ohne davon auch nur das Geringste zu ahnen, bis es zu einem akuten Ausbruch von AIDS kommt. Dann meldet sich die Krankheit oft mit starkem Gewichtsverlust, Fieber, Nachtsschweißausbrüchen und starken Magenbeschwerden mit Durchfall und Erbrechen zurück. Gewissheit über die Krankheit kann immer nur durch einen Test erlangt werden!

 

Heute bedeutet eine Ansteckung nicht mehr zwangsläufig einen lebensbedrohlichen Verlauf. Wird die Krankheit frühzeitig erkannt, kann man mit sogenannten antiretroviralen Therapien (ART) die Krankheit eingedämmt werden, sodass man über Jahrzehnte hinweg damit „normal“ leben kann – allerdings natürlich jederzeit unter Medikamenten steht.

 

Eine Ansteckung findet durch Körperflüssigkeiten statt: So sollte ungeschützter Geschlechtsverkehr unbedingt vermieden werden, vor allem, wenn man den Partner nicht kennt. Aber auch verschmutztes Fixerbesteck bei Drogensüchtigen oder sogar eine harmlose Bluttransfusion im Krankenhaus kann zu einer Ansteckung führen. 

HIV (Virus)
HI-Virus

Zahlen und Fakten

Der erste Fall einer HIV-Erkrankung wurde wie bereits erwähnt im Jahr 1984 bekannt, etwa zehn Jahre später als in Amerika und Europa. Höchstwahrscheinlich wurde der Virus damals durch Touristen ins Land eingeschleppt.

Bis zum Jahr 2008 steckten sich 1.115.15 Erwachsene mit dem Virus an, 585.830 verstarben an den Folgen der Krankheit.

Im Jahr 2009 waren 1,3 % der erwachsenen thailändischen Bevölkerung mit dem Virus infiziert, was Thailand damit zu einem traurigen Spitzenreiter im südostasiatischen Raum werden lässt. Und was diese Statistik am traurigsten macht, ist die Tatsache, dass sich die Krankheit gerade bei Personen zwischen 13 – 20 Jahren am schnellsten verbreitet.

 

Aber es gibt natürlich auch – soweit man das bei diesem Thema in der Doppeldeutigkeit des Begriffs überhaupt sagen kann und möchte – Positives zu berichten. Thailand hat den verheerenden Trend nämlich recht zügig erkannt und ist aktiv dagegen vorgegangen. Vor allem der ehemalige Minister für Tourismus, Information und AIDS-Vorbeugung Mechai Virvaidya machte sich einen Namen in seinem langjährigen Einsatz gegen die Krankheit. Durch zahlreiche Milliardenkampagnen, bei denen der Gebrauch von Kondomen und generell die Wichtigkeit, sich vor Geschlechtskrankheiten zu schützen, propagiert wurde, erarbeitete sich Mechai den Beinamen „Mr. Condom“ – und in manchen Gegenden Thailands werden Kondome sogar Mechais genannt.

Die Bemühungen der thailändischen Regierung zeigten Erfolge: Von 143.000 Neuansteckungen im Jahr 1991 gingen die Zahlen runter auf 9,700 im Jahr 2011, wobei die Dunkelziffer – wie überall auf der Welt - natürlich wahrscheinlich um einen nicht eben geringen Faktor höher sein wird. 23.000 Menschen verloren im Jahr 2011 ihr Leben im Kampf gegen die Immunkrankheit oder in Verbindung mit ihr. 2011 lebten knapp 490.000 Personen mit dem Virus und wussten auch davon. 

Ausführlicher beleuchten wir dieses Thema hier: Prostitution in Thailand - das Tabuthema

Wie geht die Regierung mit der Krankheit um?

Nachdem es einige Zeit gedauert hatte, bis die thailändische Regierung dazu bereit war, das Problem des sich verbreitenden AIDS-Virus anzugehen, zeigten die folgenden Programme schnell Wirkung. Mit dem neunten wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungsplan, der von 2002 bis ins Jahr 2006 lief, wurden zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um sowohl die Krankheitsverbreitung einzudämmen, als auch bereits Betroffenen zu helfen. Diese umfassten unter anderem:

  • Öffentliche Aufklärungsarbeit, vor allem in Risikogebieten und abseits gelegenen ländlichen Gegenden
  • Aktionen, um den Gebrauch von Kondomen zu bewerben
  • Männer zu entmutigen, zu Prostituierten zu gehen
  • Verordnungen für Prostituierte, immer Kondome zu nutzen und sich einmal monatlich auf übertragbare Krankheiten durch den Geschlechtsakt testen zu lassen und die Resultate aufzubewahren
  • Medizinische, soziale und psychologische Betreuung für Erkrankte
  • Forschung nach Impf- und Heilmitteln gegen den HIV-Virus
  • Finanzielle Unterstützung bei HIV-Tests u. v. m.

Wenn man also die Bemühungen der thailändischen Regierung sowie die Zahlen unter die Lupe nimmt, so sieht man mehr als deutlich, dass sie Früchte tragen, denn die Zahlen der Erkrankungen und der Erkrankten gehen tatsächlich spürbar zurück. Aber Wissenschaftler sehen einen neuen Anstieg nicht fern: Denn alle Projekte der Regierung sind umsonst, wenn die Bevölkerung sie nicht auch annimmt. Und damit wären wir beim eigentlichen Problem. 

Der Umgang mit dem Thema (HIV) AIDS in Thailand

Auch nach all den Aufklärungskampagnen und Aktionen ist das Wissen vieler Thai immer noch recht spärlich, wenn es um das Thema HIV/AIDS geht. Nach einer Studie der UNAIDS unterzogen sich 80 % der Erkrankten vor der Feststellung des Virus nie einem AIDS-Test und dachten gar nicht daran, erkranken zu können.

Dazu kommt, dass sich die Krankheit nicht nur durch ungeschützten Geschlechtsverkehr verbreitet, sondern auch stark durch verunreinigtes Fixbesteck bei Drogensüchtigen. Eine Studie gibt an, dass rund 35 % der Fixer nicht-sterilisiertes Besteck nutzen und sich darüber mit dem Virus anstecken.

Schutz gegen Aids in Thailand - Kondome nutzen!
Kondome als Schutz gegen HIV

Ein weiteres Problem sind die Freier: denn auch, wenn Prostituierte dazu verpflichtet sind, beim Geschlechtsverkehr ein Kondom zu benutzen, so ist es in der Realität meistens so, dass die Freier sich einfach weigern oder aber für ungeschützten Verkehr mehr Geld bieten.

 

Oder aber die Frauen bieten ein Kondom an, und der Freier schließt daraus, dass die Frau bereits angesteckt ist, und ergreift die Flucht.


Last, but not least wäre ein weiterer bedenklicher Trend zu beobachten: War es bis vor einigen Jahren für unverheiratete Teenager noch absolutes Muss, bis zur Hochzeit Jungfrau zu bleiben, so ist es heute durchaus üblich, auch schon vor der Eheschließung den Liebesakt zu vollziehen. Und auch hier gilt wieder: Kondome kommen dabei nur sehr selten zum Einsatz. 

Die Rotlicht-Zentren Thailands

Ein Blick auf die Zahlen verrät schnell, dass die Prostitution einen extrem wichtigen Teil der thailändischen Wirtschaft ausmacht – aber Ausländer tragen daran nicht den Hauptverdienst, wie man fälschlich oft glauben könnte. Genau genommen sind es nach Schätzungen sogar „nur“ 200.000 Deutsche, die den Urlaub in Thailand am liebsten in einschlägigen Etablissements verbringen. Und es ist auch nicht immer der „lüsterne alte Knacker“, sondern es sind eher Männer im besten Alter, die den Urlaub für ein kleines Abenteuer nutzen möchten.

Prostitution Thailand
Houellebecq´s Plattform. Oder anders - Die romantische Erlösung eines Nihilisten in der Welt der käuflichen Liebe.

Weit über die Grenzen Thailands hinaus hat Pattaya den Ruf, das absolute Hauptzentrum für Touristen, welche die schnelle Liebe suchen", zu sein. Hier finden sich mehr Prostituierte als Hotelangestellte – und das will etwas heißen. Auch Koh Samui und Phuket sind bekannte Ziele vor allem für westliche Touristen.

In den Touristenhochburgen sind die Zahlen an AIDS-Erkrankten nicht so hoch, wie man befürchten würde. Die Tatsache, dass westliche Besucher eher dazu bereit sind, ein Kondom zu nutzen, wirken sich hier, wenn man es so formulieren kann, positiv aus. Hat Yai im Süden Thailands ist wiederum dafür bekannt, dass die Malaien hier über die Grenze kommen, um sich der käuflichen Liebe hinzugeben.

Eine Besonderheit ist die thailändische Hauptstadt Bangkok: hier findet sich gleich ein ganzes Rotlicht-Viertel, Patpong. Auch wenn es als reines Vergnügungsviertel angefangen hat, mit unzähligen Bordellen und Bars, so findet man heute auch gute Restaurants, einen Nachtmarkt und einen der beliebtesten Live-Musik-Clubs der Stadt, Radio City. Doch Ungemach scheint sich über Patpong herzumachen: Die Stadt ist hoffnungslos überfüllt und neue Baufläche ist rar. Die Immobilienpreise steigen und steigen – und damit ist wahrscheinlich das Ende der Clubs, Bars und Vergnügungsetablissements abzusehen. Erste Gerüchte besagen gar, dass Patpong bald dem Erdboden gleichgemacht werden soll, um dort neue Hotels, Malls und andere Touristen-Hotspots zu schaffen. Doch ein genaues Datum dafür ist noch lange nicht in Sicht. 

Die Hölle der Kinderprostitution

Thailand ist, gemeinsam mit Indien, leider an der ersten Position zu nennen, wenn es um Kinderprostitution geht. Oft sind es reiche Chinesen und Japaner, die nur aus diesem Grund nach Thailand kommen. Das hängt zum einen mit der Angst vor Aids zusammen, denn es herrscht oft der fälschliche Irrglaube, dass bei Kindern die Ansteckungsgefahr geringer sei. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall, denn gerade Kinder und Teenager sind sogar besonders anfällig. Ein anderer Grund ist noch viel perfider: In einigen asiatischen Ländern wird an dem Mythos festgehalten, dass die Jungfräulichkeit eines Kindes dem „Freier“ seine Jugend zurückgeben könne. Und so sind es Asiaten selbst, die die Dienste der jugendlichen Prostituierten in Anspruch nehmen.

 

Die thailändische Regierung hat sich auch diesem Problem gewidmet. Es gibt es zahlreiche Projekte und Regierungsstellen, die Bordelle durchkämmen und die Kinder, die oft sklavenmäßig gehalten werden, befreien. Doch oft ist es dann schon zu spät und die Kinder haben sich mit dem HIV-Virus infiziert.

Auch ist es extrem schwierig, der straff organisierten Menschenhändler habhaft zu werden, die die armen Gegenden in Thailands Norden und Nordosten durchstreifen und den Familien ihre Kinder für einen lächerlich geringen Preis „abkaufen“. Die Kinder sehen ihre Familien höchstwahrscheinlich nie wieder.

 

1990 wurde die Organisation ECPAT (End Child Prostitution in Asian Tourism) in Thailand gegründet, die sich dem Schutz der Kinder verschrieben hat und mittlerweile Büros in mehr als 40 asiatischen Ländern betreibt.

Zudem verschärfte die thailändische Regierung 1996 die Anti-Prostitutions-Gesetze und stellte dabei die Kinderprostitution unter empfindliche Strafen.

Auch die deutsche Regierung ist sich ihrer Verantwortung bewusst: sie verabschiedete ein Gesetz, welches den Missbrauch von Kindern auch im Ausland unter Strafe stellt – das bedeutet, dass man in der Heimat für den Koitus mit Minderjährigen belangt werden kann und das mit Strafen von 6 Monaten bis zu zehn Jahren, selbst wenn die eigentliche Tat im Ausland stattgefunden hat. Die thailändischen Polizisten arbeiten mittlerweile aktiv mit den ausländischen Behörden zusammen, um dem Problem Herr zu werden. 

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