Zugegeben, es hört sich schon etwas komisch an, wenn Mediziner den Körper eines Menschen mit einer Plastiktüte voller Blut, Knochen und Gewebezellen vergleichen. Dennoch hinkt dieser Vergleich bei näherer Betrachtung nicht wirklich. Die äußere Schutzhülle, also die Plastiktüte aus unserem Vergleich, das ist unsere Haut. Diese ist zwar unterschiedlich dick in den verschiedensten Körperregionen, aber sie bildet den Frontkämpfer einer körpereigenen Abwehrkette gegen Krankheitskeime, Parasiten und Viren oder anderes.
Die Natur hat unsere Körper mit diesem vorzüglich ausgeklügelten Organ ausgestattet, um unser Wohlbefinden zu erhalten und den empfindlichen Menschenkörper recht wirkungsvoll zu schützen.
Auf einer Urlaubsreise wird dieser Schutz nun einem Härtetest unterzogen. Das trifft besonders dann zu, wenn klimatische Bedingungen eher tropisch
und die Umgebungen etwas weniger urban sind. Keime haben zum Beispiel auf den anzutreffenden Oberflächen erheblich bessere Überlebenschancen, als sie es in heimischen Gefilden hätten. Mangelnde
hygienische Verhältnisse begünstigen auch das individuelle Infektionsrisiko und manche Nasszellen von billigsten Guesthouses sind wahre Brutstätten für hartnäckigste Hautpilze & Co. Deren
Sporen lechzen nur nach unbefallener Menschenhaut und möchten den Hautpilz verbreiten.
Die Fahrbahnoberflächen der Straßen erleben täglich ein Bombardement der besonderen Art von oben. Gemeint sind hier herunter tropfende Exkremente von Tiertransportern, auslaufende Müllwagensekrete und vieles mehr.
Der nächste Regen kann manchmal Monate weit entfernt sein und die brisante Mischung akkumuliert sich weiter. Hier spielen Daten, wie zum Beispiel
die Keimdichte je cm² und andere Faktoren eine Rolle. Die Temperaturen erlauben oft eine ungebremste und ungehinderte Vervielfältigung der Keime. Parasiten werden durch kleine Leichenfliegen von
den Tierkadavern im Straßengraben hinzugefügt und für all diese Mikroben, Bakterien, Sporen, Viren und Keime, dreht sich alles nur um die Vermehrung und neue Nährböden. Wer hier beispielsweise
mit einem Moped stürzt, der ratzt sich unbeachtet der Sturzursache am Asphalt oder Beton der Fahrbahn die Haut auf. Kleinste Verletzungen der Haut dicht nebeneinander an den Kontaktflächen mit
der Fahrbahn zeugen von der abrasiven Beschaffenheit der Piste. Diese Schürfwunden müssen in den Tropen dringend behandelt werden.
Eine echte Schadensbegrenzung für Ihre Gesundheit steht nun auf der Prioritätsliste ganz vorne.
Ein Jodfläschchen (Iodine, Betadine, etc.) kostet im Königreich nur Bruchteile eines Euros. Das gehört selbst auf kleine Hautmacken aufgetragen, denn das beugt einer Infektion oder Blutvergiftung vor. Die höchsten Keimdichten weisen übrigens befestigte Fahrbahnoberflächen auf.
Auch regennasse Fahrbahnen sind nicht zu unterschätzen, denn erst stundenlanger und heftiger Niederschlag löst den Schmutz und spült ihn fort. Auf unbefestigte Pisten und im Gelände sind diese Keimdichten oft erheblich niedriger.
Jede nässende oder blutende Wunde bildet nach einer Zeit auf der verletzten Stelle einen Wundschorf, auch salopp „Kruste“ genannt. Der verhindert den direkten Zugang für alle Keime usw. in Ihren Blutkreislauf. Die gefährliche Phase ist aus gesundheitlicher Sicht der Zeitraum zwischen der Verletzung und der Schorfbildung. Für eine kurze Zeit lädt Ihr Körper alles ein, was Sie bestimmt gar nicht haben wollten. Sobald der Schorf Ihre Wunde „versiegelt“ hat und getrocknet ist, schauen lästige Kleininsekten in die Röhre und können weder Keime abstreifen, noch Eier ablegen oder sich an Ihren Körpersäften laben. Schade ist es nur, wenn die Wunde selbst nicht fachgerecht gereinigt wurde und sich unter dem Schorf Entzündungsherde ausbreiten können.
Die kleinsten Dorfkliniken sind bestens gerüstet, um Schürfwunden von Mopedcrashs oder Fahrradstürzen zu versorgen. Das kostet Sie in einer
dörflichen Gesundheitsstation in der Provinz nur wenige Baht für eine optimale Wundreinigung und -versorgung. Großflächigere Schürfwunden oder tiefere Ratzer bedingen allerdings unter Umständen
mehrfache Behandlungen. Einem Fehler gleicht es, den Schorf in seinem Anfangsstadium zu entfernen. Solange die verletzten Schichten darunter nicht verheilt sind, hat dieser Schorf seine Aufgabe
zu erfüllen. Bandagen und Pflaster verfügen heutzutage über Schichten oder Auflagen, die ein Verkleben der frischen Wunde mit dem Schorf verhindern. Ein Bandagenwechsel kann daher nun ohne eine
Entfernung des Schorfes vollzogen werden. Nach der Wundheilung fällt üblicherweise der alte Schorf von selber ab. Mit dem Heilungsprozess geht gelegentlich ein Juckreiz einher. Dieser sollte den
Verletzten aber keinesfalls animieren, dem Schorf mit den Fingernägeln etc. zu Leibe zu rücken. Das Infektionsrisiko ist nur bei vollständig verschorfter Wunde auf natürliche Weise reduziert. Ein
fachgerechter Wundverband kann diese Schutzwirkung ersetzen.
Schon der aufgekratzte Mückenstich (Thema Mückenschutz in Thailand!) mit seiner nur mikroskopisch kleinen Wunde, wäre den Keimen und Plagegeistern ausreichend groß genug, um Ihren Körper zu infizieren. Selbstverständlich steigt das Risiko mit der Anzahl der Wunden und auch mit der flächigen Größe derselben. Thailändische Leichenfliegen (von den Abmessungen vergleichbar mit unseren heimischen Gewitterfliegen) sind beispielsweise nur winzig klein und werden deshalb oft gar nicht erst wahrgenommen. Sehr wahrscheinlich können diese und andere Insekten frisches Blut wittern und sie folgen dem Geruchssinn auf der Suche nach neu zu infizierenden Wirtskörpern und Opfern. Nur leichtsinnige Zeitgenossen vertrauen auf ihr Glück, wer klug ist – der versorgt jede Hautverletzung an sich oder seinen Angehörigen mit der gebotenen Sorgfalt.
Aber wer sensibilisiert ist gegenüber Infektionsrisiken, der kann mit wenig Aufwand für sich viel Gutes tun. Achtlosigkeit in den Tropen kann böse bestraft werden und nur der Bescheid wissende – der kann clever und vorbeugend agieren. In den Tropen weltweit mehren sich die Fälle, wo Ärzte mit Keimresistenzen gegen Antibiotika zu tun haben. Das liegt am leichtfertigen und unsachgerechten Umgang mit den Medikamenten, welche auch in fast allen Apotheken des Landes ohne ärztliches Rezept zu bekommen sind.
Aus volksgesundheitlicher Perspektive ist das eine sehr leichtsinnige Vorgehensweise, denn Antibiotika muss zwingend patientengerecht dosiert und
nach Plan eingenommen werden. Thailand ist auch hier kein Einzelfall, alle tropischen Schwellenländer leiden unter der leichten Verfügbarkeit und zu wenig kontrollierten Verabreichung von
Antibiotika aller Art. Die Wundversorgung genießt deshalb einen höheren Stellenwert im Thailand Urlaub, weil Sie es unter Umständen mit Krankheitskeimen und Infektionsrisiken zu tun bekommen,
gegen welche Ihr Körper keine Gegenwehrmaßnahmen bereit hält. Es gab in der Vergangenheit sehr viele Einzelfälle, bei denen als Hautverletzungsfolge schwerwiegende Entzündungen das Wohlergehen
stark beeinträchtigten. Lassen Sie daher bitte immer die notwendige Vorsicht walten und schenken Sie auch Bagatellverletzungen den nötigen Respekt.
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