Die thailändische Staatseisenbahn ist ein Relikt aus der Zeit der weisen Könige ab Rama V. (König Chulalongkorn). Bereits im Jahre 1897 konnten Reisende die erste Verbindung nach Korat benutzen. Dank der Ingenieursleistungen eines Krupp‘schen Eisenbahnexperten aus Deutschland war die 265 km lange Gleisführung nicht nur billiger realisiert worden, als die britischen Konkurrenten das angeboten hatten. Das Gleis wies obendrein die internationale Normalspurbreite von 1435 mm auf. Die Reisezeiten von Bangkok zur größten Stadt im Isaan (Nakhorn Ratchasima = Korat) verringerten sich fortan von bisher fünf Tagen auf sechs Stunden. Der Verkauf der südlichen Provinzen Terrenganu, Kedah und Kelantan für schlappe 4 Millionen Pfund in 1909 spülte dem Herrscher genug Geld in die Staatskasse, um sein ehrgeiziges Eisenbahnprojekt dann voranzutreiben. Terrenganu ist übrigens einer der Gründe, warum Malaysia heute in der OPEC sitzt und Petronas als malayischer Ölkonzern das profitabelste Unternehmen in ganz Asien ist (machte allein in 2012 knappe 100 Milliarden US-$ Umsatz).
Der erste Weltkrieg und ein zunehmender Einfluß Großbritanniens in der Region sorgte für Gleisneubauten in 1000 mm Schmalspur und eine Umspurung der bestehenden Gleise auf dieses Format. Die Gleise waren größtenteils nur einspurig verlegt und Reisezeiten beeinflusste das schon nachhaltig. Insider sprechen daher nicht ohne Grund vom thailändischen Bummelzugsystem. Die Reisedauern sind generell recht langatmig und die gemütlichen Fahrten heute auch nicht viel schneller, als in den Pionierzeiten der Eisenbahn in Thailand. Die geforderten Fahrpreise sind generell spottbillig, für das Sightseeing eignen sich alle Fahrten zu den hellen Tageszeiten. Nachtfahrten werden gerne von Touristen gebucht.
Die Eisenbahnlinien bilden aber kein wirkliches Netz, sondern verzweigen sind mit dem Hauptbahnhof (Hua Lamphong Station) in Bangkok als zentrale Bahnstation in alle Himmelsrichtungen. Der westliche Abschnitt führt nur bis Nam Tok am Sai Yoke Wasserfall hinter Kanchanaburi und ist die einzige Linie, welche nicht ab Hua Lamphong geht. Nehmen Sie hierzu bitte den Bahnhof Thonburi (Wong Wian Yai). Die Nordlinie führt über Nakhon Sawan nach Chiang Mai. Die Nordostlinie nach Nong Khai (Grenze zu Laos) hat zusätzlich einen Gleiszweig nach Ubon Ratchathani. Die östliche Linie verbindet die Haupstadt mit Aranyaprathet an der Kambodschagrenze (Poipet). Eine südöstliche Verbindung über Pattaya nach Plutaluang in der Nähe von Sattahip hat kaum Bedeutung für den Tourismus. Die Südlinie bietet die längste Streckenführung und verzweigt sich in Hat Yai Junction nach Butterworth (Malaysia, Westküste) oder nach Sungai Kolok (Grenzort zu Malaysia, Ostküstennähe). Zusätzlich zu den Grenzorten bedient die Südlinie auch die Orte Trang und Nakhon Si Thammarat.
Sie führt übrigens über Hua Hin, Chumphon (Koh Phangan) und Surat Thani (Koh Samui, Phuket).
Es gibt auf fast jedem Zug mehrere Klassen zu buchen. Die preiswerteste davon ist die 3.Klasse. Ab der 2. Klasse aufwärts gibt es wahlweise klimatisierte Waggons und auch solche mit Schlafkojen. Die 1. Klasse bietet zwei Personen ein Privatabteil mit Klappbetten übereinander und einem Waschbecken. Nicht jeder Zug bietet jede Klasse an. Die Auskünfte an den Stationen Hua Lamphong, Bang Sue, Don Mueang, Hat Yai, Chumphon und Surat Thani sind zuverlässig und in der Regel mit mehrsprachigem Personal besetzt. Ein Ticket kann an jeder Station gekauft und reserviert werden. Nehmen Sie bitte Abstand von der geplanten Reise, wenn Ihnen wegen ausverkauften Sitzplätzen (nummeriert in jeder Klasse) nur ein so genanntes „Standee-Ticket“ angeboten wird. Vorbuchungen sind immer empfehlenswert, besonders zu Peak-Reisephasen.
Neuerdings sind auch 3.Klasse Sitze in der Regel gepolstert, die Toiletten an Bord aus Edelstahl (komplett), es gibt ein Sammelsurium von Plumpsklos und Western Toilets im Zug. Das Wasser hat auch an den Waschbecken keine Trinkwasserqualität! Fernzüge haben immer ein Restaurantwaggon dabei. Die 2.Klasse bietet mehr Stauraum für Gepäck. Nur in nichtklimatisierten Waggons können die Fenster geöffnet werden. Die Verweildauern an den Bahnhöfen sind teilweise recht kurz, informieren Sie sich zu Ihrem Ziel und befinden Sie sich bitte im Zug nahe der Tür, wenn Ihr Zug in den Bahnhof einläuft.
Fast alle Loks und Waggons sind älteren Baudatums. Viele Loks sehen wirklich bedauernswert aus. Das Schmalspur Gleissystem ist anfällig, die Verlegung erfolgte nicht nach europäischen Standards. Es kommt häufiger zu Entgleisungen, aber wegen der überschaubaren Fahrgeschwindigkeiten gehen diese meist glimpflich für die Reisenden aus.
Alle Strecken sind während der thailändischen Regenzeit flutgefährdet, es kann daher zu ungeplanten Reiseverzögerungen kommen. Nur die Abfahrtszeit am Startbahnhof wird sicher eingehalten, alle folgenden Stopps laut Fahrplan haben nur ungefähren Hinweischarakter. Bitte wählen Sie keine längere Zugfahrt in Thailand als Transportmittel aus, wenn Sie einen Flug im Anschluß haben oder einen wichtigen Termin am Zielort wahrnehmen müssen.
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© Autor & Fotograf | Michael Schaller, Gründer von Thailand-Spezialisten.com